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Alexander von Humboldt. 
sich durchwinden, bis sie, von baumlosen Usern begrenzt, lang- 
sam sast aus söhliger^) Fläche hinfließen, von dem berufenen 
Bergsee bei Gondar der abpssinischen Gojam-Mpen, bis Syene 
und Elephantine hin, dringt ein Krm des Nils (der grüne, 
Bahr el-Kzreck) durch die Gebirge von Schangalla und Sennaar. 
Ebenso entspringt der (Drinoco an dem südlichen Abfalle der 
Bergkette, welche sich unter dem vierten und fünften Grade nörd- 
licher Breite, von der französischen Guyana aus, westlich gegen 
die Kndes von Neu-Granada vorstreckt. Die Quellen des Grinoco 
sind von keinem Europäers, ja von keinem Eingeborenen, der 
mit den Europäern in Verkehr getreten ist, besucht worden. 
Ms wir im Sommer 1800 den Gber-Orinoco beschifften, 
gelangten wir jenseits der Mission der Esmeralda zu den 
Mündungen des Sodomoni und Guapo. hier ragt hoch über 
den Wolken der mächtige Gipfel des Heonnamari oder vuida 
hervor, — ein Berg, der nach meiner trigonometrischen Messung 3) 
sich 8278 Fuß über den Meeresspiegel erhebt und dessen 5ln- 
blick eine der herrlichsten Naturszenen der Tropenwelt darbietet. 
Sein südlicher Abfall ist eine baumleere Grasflur. Dort er- 
füllen weit umher Knanasdüfte die feuchte Abendluft. Zwischen 
niedrigen lviesenkräutern erheben sich die saftstrotzenden Stengel 
der Bromelien/) Unter der blaugrünen Blätterkrone leuchtet 
I) „söhlig" im Zinne von „horizontal". — 2) Sir Robert 
Schombnrgf gelangte im Jahre 1829 rund 90 km weiter flußaufwärts 
als Humboldt. Noch viel weiter kam Ehaffanjon im Jahre 1887, 
erreichte aber auch die (Quelle nicht. Humboldts Kngabe gilt also 
noch jetzt. — 3) Die genaueste Höhenmessung ist die Nivellierung, bei 
der in 5V in Kbstand Nleßstäbe senkrecht aufgestellt werden und von 
einem zum andern visiert wird, wieviel der Boden ansteigt. Berges- 
höhen berechnet man meist aus dem Luftdrucksunterschied zwischen 
Fuß und Spitze, den man mit dem Barometer oder Kochthermometer 
feststellt. Ist die Besteigung unmöglich, so wird trianguliert. INan 
vermißt eine kleine Linie und visiert von den Enden zum Gipfel. So 
erhält man ein Dreieck, dessen Seiten man trigonometrisch berechnet, 
und das Ergebnis dient zur neuen trigonometrischen Berechnung der 
höhe, die man sich vom Gipfel auf die horizontalebene des Beob- 
achters gefällt denkt. — 4) Gattung westindischer und brasilianischer 
Stauden und halbsträucher aus der Familie der Bromeliazeen, die 
den Liliazeen verwandt ist.
	        
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