Full text: Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten

Aus bcm Kriege von 1806|7. 
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machten die Garden endlich den Anfang, und marschirten ab nach der Stadt. 
Man sah die zurückgelassenen Gewehre noch die Linien und Vierecke be¬ 
zeichnen, in denen die Truppen gestanden, die jetzt in einem langen Trauer¬ 
zuge, mit dem lauten und stummen Ausbruche des Schmerzes nach der 
Stadt wankten, während von allen Seiten die jubelnden Schaaren des 
Feindes unter Trompetengeschmetter hervorströmten, und zwischen dem 
Kanonendonner, das laute Siegsgeschrei: vive l’Empereur! ertönte, und 
sich von Zug zu Zug fortwälzte, bis es sich in der Ferne mit dem Echo 
verschmolz. 
1) Fürst Hohenlohe, preußischer General, der sich in früheren Kriegen ausge¬ 
zeichnet halte, der Besiegte von Jena. Sein Land war von Napoleon bei der Gründung 
des Rheinbundes mediatisiert worden. — Er suchte mit den Resten der Armee Stettin 
zu erreichen, wurde aber bei Prenzlau von den Franzosen eingeholt. 
2) Diese ehrenwörtliche Angabe entsprach nicht den Tatsachen. Murat hatte zwei 
Kavalleriedivisionen, von Samtes’ Korps war erst die Avantgarde anwesend. 
3) Oberst v. Massenbach, Hohenlohes Adjutant, hat bei der Kapitulation eine 
unheilvolle Rolle gespielt. Ec war beaustragt mit dem Feinde zu verhandeln und hätte 
sich bei dieser Gelegenheit über die verhältnismäßige Schwäche der feindlichen Streit¬ 
kräfte unterrichten sönnen, hat aber vielmehr den Fürsten in dem Entschluß zur Über¬ 
gabe bestärkt. 
<•) Blüchers Unterschrift unter die Urkunde der 
Kapitulation von R a t k a u (7. November 1806).*) 
Ich kapitulire, weil ich kein Brot und keine Munition habe. 
1) Dazu E. M. Arndt im ,,Geist der Zeit": Braver Mann, Dein und Deiner 
Waffengenossen Schicksal war bitter, aber Deine und ihre Ehre ist unbefleckt, sie wird 
glänzender schimmern, wenn der unreine Strom der Gegenwart abgeflossen ist. 
d) Aus einem Briefe der Königin Luise a n bie Ober- 
h o s m e i st e r i n Gräfin V o ß. 
Graudenz, 13. November 1806?) 
. . . On n’apprend rien de Berlin. Bonaparte vomit des in- 
jures et infamies contre moi. Ses aides de camp ont et6 6tendus 
sur mes sophas avec leurs bottes dans raes salons de Gobelins ä 
Charlottenbourg. Le palais ä Berlin a encore et6 respectö, lui 
demeure au chäteau. II se plait dans la ville de Berlin, mais il a dit 
qn il ne voulait pas des sables, qu’il laisserait ces sablieres au Roi. 
Und man lebt und kaun die Schmach nicht rächen! 
1) Die Königin war damals auf der Reise nach Königsberg; damals schrieb sie 
zu Ortelsburg in ihr Tagebuch die Goetheschen Verse:
	        
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