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62. Die Wiederentdeckung der Ceres. 
Wer eine Karte betrachtet, auf der die Planeten und ihre Bahnen 
verzeichnet sind, dem wird nicht entgehen, dafs sich zwischen Mars 
und Jupiter eine Menge kleiner Himmelskörper vorfinden, die man 
gewöhnlich Planetoiden nennt. Vor hundert Jahren nun war noch 
kein einziger von ihnen bekannt. Da entdeckte am ersten Tage unsers 
Jahrhunderts der Astronom Piazzi zu Palermo einen neuen Stern, 
den er anfänglich, da er seine Stellung veränderte, für einen Ko¬ 
meten hielt. Weil nun die Entdeckung Piazzis aus der weitentfern¬ 
ten Stadt erst spät zur Kenntnis der übrigen Astronomen kam, war 
der Stern mittlerweile der Sonne so nahe gerückt, dafs er nicht mehr 
auf gesucht werden konnte. Alan tröstete sich damit, dafs man den 
kleinen Planeten bei seinem Wieder er scheinen am Morgenhimmel 
mittels einer Vorausberechnung wiederfnden werde. Aber vergeb¬ 
lich bemühten sich die europäischen Astronomen, den neuen Stern, 
welchem der Name Ceres beigelegt wurde, aufzufinden, und das 
Jahr ging im vergeblichen Suchen fast zu Ende. Auch der junge 
Dr. Gaufs zu Braunschweig hatte von diesen Vorfällen Kenntnis 
erhalten; er machte sich ans Werk und berechnete nach seiner 
Weise die Bahn der Ceres, bestimmte auch die Örter, an welchen 
der Planet im Dezember 1801 und im Januar 1802 sich befinden 
mufste. Diese Berechnung traf so genau zu, dafs die berühmten 
Astronomen von Zach und Olbers, der erste in den letzten 
Dezembertagen, der andre am 1. Januar 1802 den Stern, dies 
Sandkörnlein am Meeresstrande, wiederfanden. Gaufs hatte 
den Stand des Planeten mit so wunderbarer Genauigkeit ange¬ 
geben, dafs Zach und Olbers erklärten, ohne die bewunderungs¬ 
würdige Rechnung von Gaufs würden sie den Planeten an einer 
ganz andern Stelle des Himmels gesucht haben, ja ohne Gaufs 
würde die Ceres vielleicht gänzlich verloren gegangen sein, wäh¬ 
rend sie nun dem Auge des Himmelskundigen sich nicht wieder 
entziehen könne. In Frankreich, England und in Italien konnte 
man nun den Planeten auf finden und beobachten, und Gaufs’ 
Lob als eines Meisters der Astronomie erscholl überall. So konnte 
Herzog Karl Wilhelm Ferdinand rühmen, dafs er in seinem Lande 
einen Stern entdeckt habe, welcher mehr wert sei, als ein Planet. 
C. Bölsche, Carl Friedrich Gaufs. — Westermauns Monatshefte Nr. 15.