b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 09
bäumen, Akazien und Weiden bestanden, daß stellenweise ein Durchdringen
unmöglich sei. Die Mündung des Flusses, die zur Ebbe 150 in, zur
Flut aber mindestens 1000 m breit sein soll, ist nach demselben Bericht¬
erstatter „durch Sandbänke" eingeengt, die durch das Meer selbst gebildet
werden, indem die ungestümen Wogen allen Sand, den der Oranjefluß
dem Ozean zuführt, wieder zurückwerfen; bei sehr niedrigem Wasserstand
des Flusses scheint es, als wenn die Mündung durch Sand ganz ver¬
schlossen würde.
Der Kunene begleitet die Nordgrenze der deutschen Interessensphäre
auf eine Länge von ungefähr 260 bin; sein Lauf ist von der Mündung
bis zu jenem Punkte, wo er, ziemlich scharf nach Norden umbiegend,
vollständig aus portugiesisches Gebiet Übertritt, noch unerforscht, doch
kann darüber kaum ein Zweifel sein, daß auch dieser Strom nicht schiff¬
bar ist, wie denn auch alle, das Kaoko durchreisenden Hottentotten und
Ooatjimbaff ohne Ausnahme von hohen Katarakten zu erzählen wissen,
über die der Strom mit solcher Gewalt stürze, daß dessen Gedonner
schon aus weiter Entfernung vernehmbar sei. Als ich im August 1885
den Kunene bei Onknmbi überschritt, hatte die Wassermasse bei einer
durchschnittlichen Tiefe von 1 w die Breite von 105 in; die Stärke des
Stromes bestimmte ich zu 0,5 m pro Sekunde. Der Fluß hatte damals
gerade den niedrigsten Wasserstand erreicht; bei Hochwassern tritt er
beiderseits weit über seine Ufer und das Jnundationsgebiet mag alsdann
wohl über 1000 m breit sein. Auf der südlichen Seite wird dasselbe
durch steil nach dem Flusse abfallende Riffe aus Kalkgeröll begleitet, wo¬
gegen aus portugiesischem Terrain die Demarkationslinie nur durch einen
schmalen Buschsaum gekennzeichnet ist. Der Unterlauf des Kunene unter¬
scheidet sich kaum von jenem des Oranjeflusses, denn auch Or. Nachtigal,
der die Mündung 1885 besuchte, berichtete von ausgedehnten Sandbänken
und zahlreichen stagnierenden Wasserlachen.
Der Kunene wird, wie ich glaube, nicht unrichtig, als zusammengesetzt
ans dem Präfix Lu und dem Adjektiv neue (groß) gedeutet; den Ein¬
geborenen ist der Fluß unter dieser Bezeichnung jedoch unbekannt. Jeder
der anwohnenden Stämme trägt seinen Stammnamen aus den Strom
über, soweit dieser durch sein Gebiet fließt.
Die Rcgcnströme und das Abkommen des Swakobff (Tsoachaub).
Unter Omuramba (Omiramba Plur., im Oshindonga Esuila Sing.,
Omasuila Plur.) versteht der Omuhereroff ein meist lehmiges Flußbett, das
ff Auf dem Kaokofelde zerstreut lebende Herero.
Dr. H. Schinz: „Deutsch-Südwestafrika", S. 452.
ff 0IUU- vor einem Völkernamen entspricht dem w- in Ostafrika, im Plural
gebraucht man ova- (= wa-). Vergl. Anm. auf S. 9; Oshindonga ist die
Sprache der Ovambo.