b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 75
Zwei Gewächse der in der Nähe des Ozeans sonst überaus sterilen
Namib fesseln namentlich unsere Aufmerksamkeit: es sind diese die Vüel-
witschia mirabilis Hook, und die nicht minder interessante Acanthosicyos
hórrida Welw. Die erstere, die Welwitschia, aus Abbildungen und Be¬
schreibungen genügend bekannt, kommt aus der Namib bis nach Hailgmn-
chab zerstreut in zahlreichen Exemplaren vor; der gegen allzuscharse
Erwärmung und daraus resultierende übermäßige Verdunstung durch
eine dicke Korkschicht wohl geschützte „Stamm" steckt meist vollständig im
Sande, während die in Längsstreifen zerschlitzten, bis 3 m langen Blätter
in oft wunderlichen Verkrümmungen dem Sande aufliegen. Der nächst
nördlich bekannte Standort der Welwitschia ist das Kap Negro, südlich
der portugiesischen Stadt Mossamedes, von wo sie Welwitsch 1860 nach
Europa sandte.
Die Raras (Acanthosicyos hórrida), ein zu der Familie der
Cucurbitaceen gehöriges Gewächs, ist ebenfalls erst durch Welwitsch der
wissenschaftlichen Forschung zugängig gemacht worden, obwohl sie längst
vor ihm schon von Kapitän Alexander (der sogar die Frucht trefflich
abgebildet hat), von Andersson und Galton beobachtet und beschrieben
worden war. Ihr Verbreitungsbezirk scheint sich von Sandwichhafen bis
zum Kap Negro hinauf zu erstrecken, wie aus den Berichten Anderssons
hervorgeht, der ihr Vorkommen bei Kap Croß und in der großen Fischbai
erwähnt. Nach Th. Hahn soll die Naras auch am Oranjefluß sich
vorfinden, doch dürfte sie dort, wenn diese Beobachtung überhaupt auf
Thatsachen beruht, wohl nur angepflanzt sein, da sie sonst südlich von
Sandwichhafen noch nicht gefunden worden ist.
Die A. hórrida bildet kugelige, 1 bis iy2 m hohe Konglomerate
vielfach verzweigter, biegsamer, blattloser Zweige, die mit paarig ge¬
stellten Dornen besetzt sind. Die Wurzel ist dick und reicht durch
den lockeren Dünensand bis zum Spiegel des unter dem Sande durch¬
sickernden Grundwassers hinab. Die Früchte erreichen die Größe einer
Pampelmuse und ein Gewicht von über ein Kilogramm; sie sind eßbar
und bilden die Hauptnahrung der um Walsischbai und Sandwichhasen
hausenden Topnaarnation. H
Vegetation und Tierwelt der Hochsteppe.2)
^ Hell und klar lag der Morgen über dem Hochlande, dessen ebene
Flächen im fernen Nordosten durch die schroffe Kette der Khousberge ab¬
geschlossen wurden und dessen Grasstur im Morgenwinde wogte wie ein
endloses Kornfeld. Die Aehnlichkeit mit einem solchen ist in der That
überraschend, da das Gras gegen das Ende der Regenzeit gelb wird
0 Ein Hottentottenstamm.
2) Dr. K. Dove: „Sndwestafrika", S. 27.