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waren, wie bei dem Thier, ihre ziehenden Füh-
rer. — — Ueber die Erde und Krauter erhoben,
herrschet der Geruch nicht mehr, sondern das Auge:
es hat ein weiteres Reich um sich, und übet sich von
Kindheit auf in der feinsten Abmessung der Linien
und Farben. Das Ohr, unter den hervortretenden
Schade! tief hinunter gesetzt, gelangt naher zur in¬
nern Kammer der Ideensammlung, da es bei dem
Thier lauschend hinauf steht, und bei vielen auch sei¬
ner äußern Gestalt nach zugespitzt horchet.
Mit dem aufgerichteten Gange wurde der Mensch
ein Kunstgeschöpf: denn durch ihn, die erste und
schwerste Kunst, die ein Mensch lernet, wird er ein¬
geweihet, alles zu lernen, und gleichsam eine leben¬
dige Kunst zu werden. Siehe das Thier.' es hat
zum Theil schon Finger, wie der Mensch; nur sind
sie hier in einem Huf, dort in eine Klaue oder in
ein ander Gebilde eingeschlossen und durch Schwie¬
len verderbet. Durch die Bildung zum aufrechten
Gange bekam der Mensch freie und künstliche Hände;
Werkzeuge der feinsten Handthierungen und eines
immerwährenden Tastens nach neuen klaren Ideen.
In so fern ist die Behauptung richtig, daß die Hand
dem Menschen ein großes Hülfsmittel seiner Ver¬
nunft gewesen sey; denn was ist nicht schon der
Rüssel dem Elephanten? Ja dieses zarte Gefühl-
der Hände ist in seinem Körper verbreitet, und bei
verstümmelten Menschen haben die Zehen des Fußes
oft Kunststücke geüber, die die Hand nicht übe»
konnte. Der kleine Daumen, der große Zeh, die auch
der Struktur ihrer Muskeln nach so besonders ge¬
bildet sind, ob sie uns gleich verachtete Glieder schei¬
nen, sind uns die nothwendigsten Kunstgehülfen
zum Stehen, Gehen, Fassen und allen Verrichtun¬
gen der Kunstarbeitenden Seele.
Man hat so oft gesagt, dass der Mensch wehr¬
los erschaffen worden, und daß es einer seiner un¬
terscheidenden Geschlechtscharaktere sey, nichts zu
vermögen. Es ist nicht also; er hat Waffen der
Vertheidigung, wie alle Geschöpft. Schon der Asse