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Deutsch-Ostafrika.
in die Kategorie der Suahili eingereiht werden. Dennoch findet man
eine ganze Anzahl häufig, aber nicht immer dunkelgefärbter Leute, die
sich ebenfalls Araber nennen und meist aus Pemba oder Sansibar
stammen. Sie verstehen arabisch, sprechen jedoch Kisuahili als Mutter¬
sprache. So war der bekannte Buschirist bin Salim ein Pemba-Araber,
der in Tanga ausgewachsene, zu Saadani 1890 Hingerichtete Mohammed
bin Chassim und sein Bruder Hamis bin Chassim (jetzt Jumbe von
Tambarini) stammen von Sansibar u. s. w. Vom Geschlechts der streit¬
baren Satrapen von Mombas, der Msara, leben aus deutschem Gebiet
keine, wohl aber in Wanga einige wenige, dunkelfarbige, aber in den
Zügen sehr reine Araber, die nur Kisuahili sprechen. Die echten Oman¬
leute sind meist licht gelbbraun gefärbt, hager und hochgewachsen. Wohl¬
beleibtheit deutet in den meisten Fällen Negerblut an. Sie haben die
charakteristisch semitischen, scharf geschnittenen Gesichtszüge und tragen
Kinnbart, aber keinen Schnurrbart. Sie altern, wie es scheint, recht früh,
eine Mittelstufe vom jungen Krieger zum greisen, weißbärtigen Patriarchen
ist kaum vorhanden. Die Tracht gleicht jener der Suaheli, oder vielmehr
letztere haben sie den Arabern entnommen, nur tragen fast alle Männer
Turbans und den kurzen Sicheldolch im Gürtel, da es für den Freien
schmachvoll gilt, unbewaffnet zu gehen.
Ihre Wohnungen gleichen jenen der Eingeborenen, nur selten erhebt
sich einer bis zur Erbauung eines Steinhauses. Die Araber waren bis¬
her der hohe Adel im Lande, eine Menschenklasse, welche die Eingeborenen
um Haupteslänge überragte und deren Einflüssen und Befehlen sie willen¬
los gehorchten. Was sie eigentlich trieben und noch treiben, ist schwer
zu sagen; so viel ist sicher, daß sie niemals etwas gearbeitet haben.
Außer einigen armen Leuten, die sich als Krämer durchbringen, sind
fast alle Farmbesitzer, welche mit Hülfe eines Arbeitermaterials von
Sklaven das Land bebauen und daneben auch Handel treiben. An den
Karawanen nach dem Innern beteiligen sie sich hier wenig. Alle sind
natürlich strenge, doch keineswegs fanatische Mohammedaner und gehören
zur Sekte der Jbaditen, die von den übrigen Moslim, besonders den
Sunniten, für sehr ketzerisch gehalten werden. Das mächtige Kulturwerk
bezweifeln zu wollen, welches die Araber in Ostasrika verrichtet, wäre
völlig müßig. Man braucht nur zu vergleichen, was die Europäer mit
ihren Jahrhunderte alten, zahlreichen Niederlassungen in Westafrika den
Eingeborenen gegenüber erzielt, oder vielmehr nicht erzielt haben, um zur
vollen Erkenntnis der arabischen Leistungen im Osten geführt zu werden.
Die Massai, ch
Das weite Massai-Land, welches früher der ungeheure Weideplatz der
Massai-Herden war, ist jetzt in verschiedene Distrikte wie Kiwaya,
-) Vergl. S. 4.
2) Baumann: „Massailand", S. 158.