Full text: Der Oberflächenbau Deutschlands

Kinteitung. 
Der nördlich der großen europäischen Kettengebirge (Pyrenäen, 
Alpen und Karpathen) gelegene Rumpf unseres Erdteils wird von einem 
Schollenland eingenommen, das mit seinen tafelartig ausgebreiteten, 
mäßig hohen Gebirgsmassen und seinen weit ausgedehnten Flachländern 
in scharfem Gegensatz zu den alpinen Hochgebirgen Südeuropas steht. 
Dieses nordeuropäische Schollenland, das aus denselben 
mesozoischen und alttertiären Schichten besteht wie die zu verwickelten 
Falten zusammengepreßten Hochgebirge Südeuropas, zerfällt nach seinem 
inneren Bau und seiner dadurch bediugteu Oberflächengestalt wieder in 
zwei große Gebiete: das Nordost-und das nordwesteuropäische 
Schollenland. 
Das nordosteuropäische oder russisch-skandinavische 
Tafelland, das von den Gebirgen Norwegens, dem Ural, dem 
Kaukasus und den Karpathen umspannt wird, ist eine riesige, seit 
uralten Zeiten von jeder Gebirgsfaltnng verschont gebliebene Scholle, 
auf deren kristallinischem Grundgebirge sogar die ältesten paläozoischen 
Formationen in ungestörter horizontaler Lagerung ausgebreitet sind. 
Dieser geologischen Thatsache entspricht die Ebenheit der Oberfläche des 
ausgedehnten Erdraums; nur der Nordwestrand, Norwegen, ist zu 
größerer Höhe erhoben, ohne jedoch dadurch seinen Schollencharakter 
verloren zu haben. 
Von ganz anderer Art ist das nordwesteuropäische Schollen- 
land, das das gesamte außeralpine Europa westlich der Weichsel umfaßt. 
Hier hat die letzte große Faltung gegen den Schluß der Steinkohlen- 
Periode, also wohl früher als in der südeuropäischen Region, aber auch 
viel später als in der russischen Tafel stattgefunden. Die Produkte dieser 
postkarbonischen Faltung waren alpine Hochgebirge, die durch spätere 
Ueberflutungen des Meeres und durch die abtragende Thätigkeit der 
atmosphärischen Kräfte zu flach gewölbten Rumpfgebirgen abgehobelt 
worden sind. Die Transgressionen des mesozoischen Meeres haben auf 
der geebneten Oberfläche dieser einstigen Gebirge und in den weiten 
I. Müller, Oberflächenbau Deutschlands. ,
	        
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