Die Westsudeten. 121
Stellt das Eulengebirge im großen und ganzen eine aus Gneis bestehende
Sattelwölbung vor, so ist für das Waldenburger Bergtand eine mulden-
förmige Lagerung der verschiedensten Formationsstufen kennzeichnend.
Wie ineinandergesetzte Pfannen lagern sich hier die einzelnen Formationen,
vom Gneis aufwärts bis zur jüngeren Kreide, über einander, so daß die
älteren (Gneis, Karbon und Rotliegendes nebst Porphyr und Melaphyr)
im Querschnitt den tiefsten, im Horizontalbild den randlichen Platz ein-
nehmen und im innersten Kern der Mulde die jüngeren Schichten,
Gebilde der oberen Kreideformation, zu finden sind. Wäre die Ablagerung
der nur in schmalen, aber wirtschaftlich um so bedeutenderen Streifen
entwickelten Kohlenformation und des in ausgedehnten Flächen auf-
tretenden Rotliegenden ohne Störungen durch die Kraftäußerungen des
Erdinnern erfolgt, so würde das Waldenburger Land eine Hochebene
von ca. 400 m mittlerer Höhe, eingerahmt von einem 600—900 m
hohen Gebirgsrand aus älteren Gesteinen, vorstellen. Nun aber sind
während der Ablagerung jener beiden Formationen starke Ergießungen
senrig-slüssiger Massen des Erdenschoßes erfolgt, und diese Porphyr-
und Melaphyrmassen, teils zu steilen Kämmen mit tief eingefurchten
Schluchten, teils zu einzelnen glocken- und kegelförmigen Kuppen auf-
gestaut, sind es, welche dem Waldenburger Bergland das charakteristische
Gepräge verleihen. Dadurch, daß zwischen die Porphyr- und Melaphyr-
kämme bezw. Berggruppen breitere Gürtel tieferen Landes (Karbon und
Rotliegendes) sich einschieben, entstehen wiederholt schmale Thalpforten,
z. B. das der Steine bei Friedland nördlich von der steilen Porphyr-
kuppe des Heidelberges (936 m), des bedeutendsten Gipfelpunktes der
ganzen Gebirgsgruppe, eine Eigentümlichkeit, die das Waldenburger
Bergland von dem schwer zugänglichen Nachbarzug des Eulengebirges
noch besonders unterscheidet. Im halbkreisförmigen Bogen umziehen die
Gesteine des Rotliegenden und des Porphyrs das Quellgebiet der Steiue
und stellen so eine durch den Ziederbach, einen rechten Zufluß des Bober
(Straße Friedland-Landeshut), unterbrochene Verbindung zwischen dem
östlichen und westlichen Rahmen des Glatz-Waldenburger Berglandes her.
Aus zwei Gliedern, dem Adler- nebst dem Habelschwerdtgebirge
und dem Heuscheuergebirge, setzt sich das Böhmisch-Glatzer Grenz-
gebirge zusammen, und beide Gebirgsgruppeu zeigeu wie in der
Streichrichtung so in der Gesteinsbeschaffenheit und in den Bergformen
einen unverkennbaren Parallelismus zu den entsprechenden Abschnitten
der östlichen Gebirgsumrahmuug.
c) Das Adler- und das Habelschwerdtgebirge, durch den
breiten Boden des wiesenreichcn Erlitzthales von einander getrennt, bestehen
beide in ihrem Kern aus Gneis und Glimmerschiefer, an den Flanken
dagegen und auf den Sätteln ihrer wenig gescharteten Rücken aus Resten
der Ablagerungen der Kreidesormation, die um so ausgedehnter und zusammen-
hängender auftreten, je mehr man sich dem Nordostende der beiden
Parallelzüge nähert. Aus diesem Zurücktreten der weicheren Mergel und