Entstehung des norddeutschen Tieflandes. 131
infolge des starken Gefälles der Sudetenzuflüsse der Oder noch schneller
verlaufen wie die Sommerhochwasser. Die rechtsseitigen Nebenflüsse der
oberen Oder, die Olsa, Klodnitz, Malapane und Weida, haben
mit Ausnahme der aus den Beskiden kommenden Olsa alle breite Strom-
rinnen und ein verhältnismäßig geringes Gefälle (0,88°/oo bis 1,82 °/oo),
weshalb sie auch auf die Wasserführung der oberen Oder bei weitem
nicht so ungünstig einwirken wie die Sudetenzuflüsse.
Das W e g n e tz S ch l e s i e n s ist infolge der regelmäßigen Umrißform
und der ebenso regelmäßigen Bewässerung des Landes das denkbar ein-
sachste. Drei durch den Lauf der Oder und die Richtung der Sudeten
sowie des schleichen Landrückens in ihrem Verlauf genau bestimmte
Längsbahnen durchziehen Schlesien von Südosten nach Nordwesten: es
sind dies die Oderthalbahn von Ratibor nach Glogau, die Sudeteu-
randbahn von Leobschütz nach Görlitz und die ostschlesische Bahn von
Leobschütz nach Lissa in Posen. Diese drei durch die Konfiguration des
Bodens genau vorgezeichneten Längseisenbahnen sind nun durch sechs
Querbahnen untereinander verbunden, und zwar sinden sich diese
Tranversallinien gerade da, wo wichtige Paßeiuseukuugen der Sudeten
den Hauptübergangsstellen des Oberlaufs des Oderstromes gegenüber-
liegen. So verbindet eine Transversalbahn Görlitz mit Glogau, eine
zweite Hirschberg mit Steinau (unmittelbar unterhalb der Katzbachmündung),
eine dritte Landes Hut mit Breslau, eine vierte Wartha bezw. Glatz mit
Brieg, eine fünfte Ziegenhals mit Oppeln und endlich eine sechste Jägern-
dorf mit Kosel. Alle diese Querbahnen, die mit Ausnahme der Linie
Wartha—Brieg auch auf der rechten Oderseite in nordöstlicher Richtung
weiterziehen, stellen Verbindungen Schlesiens und des Weichselgebietes
mit den österreichischen Sudetenländern her; drei derselben, nämlich
Glogau—Görlitz—Reichenberg ^ Breslau — Landeshut—Trauteuau und
Kosel—Jägerndorf—Olmütz bezw. Ratibor—Olmütz, haben internationale
Bedeutung.
Das norddeutsche Itachtanö.
21. Kapitel.
Entstehung u. Gliederung des norddeutschen Mieflundes.
^ 1. Entstehung der Oberflächen form des norddeutschen
Flachlandes. Das durch die südost-nordwestliche Streichrichtung
der deutschen Mittelgebirge und den im ganzen von Ost nach West
gerichteten Verlaus der Ost- und Nordseeküste in seiner Umrißform
bestimmte norddeutsche Flachland kann, obwohl es als ein schmaler, nach
Westen gerichteter Ausläufer des großen russischen Tieflandes erscheint,
doch nicht als eine einförmige Tiefebene bezeichnet werden, sondern weist
besonders in dem ostelbischen Teil seines Gebietes eine mannigfach
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