Full text: Der Oberflächenbau Deutschlands

Entstehung und Gliederung des südwestdeutschen Beckens. 33 
überschreitet, wird trotz der nur mäßigen Erhebung dieses nördlichen 
Wallgebirges des Alpenvorlandes bald der großen Gegensätze inne werden, 
die die deutschen Gaue zu beiden Seiten des Juraplateaus kennzeichnen. 
Im Süden der Kalkhochfläche ein im ganzen rauhes, einförmiges 
Land, das bloß im Bereich der tiefer gelegenen Thäler und Seebecken 
landschaftliche Reize und eine stärkere Besiedeluug aufweist, nördlich 
davon ein im ganzen mit mildem Klima und einer seltenen Fülle land- 
schaftlicher Schönheiten ausgestattetes Gebiet, dessen Bevölkerungsdichte 
diejenige des südlichen Nachbargebietes um mindestens das Doppelte 
übertrifft. Dieser von der Natur so bevorzugte Teil des deutschen 
Landes ist das südwestdeutsche Becken, ein Gebiet, das trotz seiner 
Mannigfaltigkeit in den Bodenformen in anbetracht der Gleichartigkeit 
seines geologischen Baues, der symmetrischen Anordnung seiner Flußläufe 
und der nicht allzu großen Verschiedenheiten in seinen klimatischen Ver- 
hültnissen als ein einheitliches Gebirgssystem betrachtet werden muß. 
3. Kapitel. 
Entstehung u. Gliederung des füdrv estdeutschen Weckens. 
Beherrscht wird das ganze, durch seine auffallende Symmetrie 
ausgezeichnete oberrheinische Gebirgssystem von der tiefen Grabenversenkung 
der oberrheinischen Tiefebene, welche in einer Länge von 300 km und 
einer durchschnittlichen Breite von 35 km das südwestdeutsche Senkungs¬ 
feld mit seinen Horstgebirgen in zwei an äußeren Umrissen wie an 
innerer Struktur einander ähnliche Hälften scheidet. Unmittelbar an die 
beiden Längsseiten der oberrheinischen Ebene schließen sich die gegen die 
Rheinfurche steil abstürzenden, gegen Lothringen und Schwaben sich 
verflachenden Randgebirge der Vogesen mit der Hardt und des Schwarz- 
waldes nebst dem Odenwald und Spessart an; nach Westen bezw. Osten 
folgen dann den einsäumenden Horsten die Senkungsfelder von Lothringen 
und Schwaben-Franken, die in ihrem Bau und in ihren Formen dieselbe 
Uebereinstimmuug zeigen wie die Ränder des zentralen Wallgrabens. 
Die Unterlage des ganzen Gebirgssystems bildet die kristallinische 
Zentralzone der alten mitteleuropäischen Alpen, des sog. variskischen 
Gebirges, das an seinen Rändern wie unsere heutigen Alpen von paläo- 
zoischen Schiefern umkleidet war. 
Die einst auch an der Oberfläche zusammenhängenden Strecken des 
aus Gneis und Granit bestehenden Grundgebirges treten jetzt im süd- 
westlichen Deutschland nur noch zu Tage in den Belchenstöcken des 
Schwarzwaldes und der Vogesen, in dem vorderen Odenwald und den 
tiefsten Einschnitten am Ostrand der Hardt, im Vorderspessart und 
endlich im Rieskessel inmitten der schwäbisch-sränkischen Alb. Den aus- 
gedehntesten Raum im südwestdeutschen Grundgebirge beanspruchen 
archäische Schiefergesteine, Gneis und Glimmerschiefer, denen sich Granite 
und sonstige altvulkanische Eruptivgesteine in vereinzelten Stöcken bei- 
I. Müller, Oberflächenbau Deutschlands. 0
	        
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