Full text: Der Oberflächenbau Deutschlands

34 Das südwestdeutsche Becken. 
gesellen. So wird der Schwarzwaldgneis von drei Granitstöcken, einem 
südlichen, zwischen Kandern und Neustadt a. d. Wutach, einem mittleren, 
zwischen Triberg und Alpirsbach, und einem nördlichen, zwischen Offen- 
bürg und Gernsbach, durchbrochen; in den Südllogeseu breitet sich der 
Granit in dem mächtigen Belchenstock vom Doller- bis zum Leberthal 
aus und ragt dann noch einmal zwischen dem Weiler- und dem Breusch- 
thal in dem Champ du feu empor. Im Odenwald durchbrechen zahl- 
reiche Granitgänge das zwischen Heidelberg und Lindenfels sich erstreckende 
Gneisgebiet. Zwischen die Gneise und Granite schieben sich devonische 
und karbonische Schichten ein, die besonders in den Südvogesen eine 
bedeutende Ausdehnung gewinnen, in der Hardt, dem Odenwald und 
dem Spessart dagegen gänzlich fehlen. Alle diese archäischen und paläozoischen 
Gesteine stellen abrasierte Falten vor, die nach Ostnordost bis Nordost streichen 
und deren Flügel in der Regel mit steilen Winkeln nach Nordnordwest oder 
Nordwest einfallen. Dieses nordöstliche Streichen in Verbindung mit dem 
nordwestlichen Einfallen der kristallinischen und paläozoischen Schiefer 
Südwestdeutschlands deutet darauf hin, daß dieselben am Ende der Stein- 
kohlenzeit durch einen tangentialen Druck von Südsüdost her zusammen- 
geschoben wurden und in jenen Zeiträumen ein den heutigen Schweizer 
Alpen parallel ziehendes Hochgebirge bildeten. Zwischen diesem südwest- 
deutschen Kettengebirge der paläozoischen Periode und dem damals 
bereits vorhandenen rheinischen Schiefergebirge dehnte sich an Stelle des 
heutigen Nordpfälzer Berglandes eine Depression von gewaltiger Tiefe 
aus, die durch den von den flankierenden Gebirgen gelieferten Detritus 
im Laus der permischen Epoche zugesüllt wurde. 
Nachdem die Saarbrücker Depression zugeschüttet war, fanden in 
Südwestdeutschland ausgedehnte Dislokationen statt, infolge welcher das 
ganze Gebiet allmählich vom Meere bedeckt wurde und bis zur Zeit der 
oberen Jnra-Formation auch unter Wasser blieb. Während dieser langen 
Zeit lagerten sich diskordant über dem Zechstein, dem obersten Glied 
der paläozoischen Gesteine, allmählich Schichten von 1300—1500 m 
Mächtigkeit ohne jede Störung ab: zuerst Buntsandstein (400—500 m 
mächtig), dann Muschelkalk (200 bis 300 m mächtig) und Keuper 
(350 bis 450 m mächtig), endlich die drei Stufen des Jura (Lias, Dogger 
und Malm) in einer Gesamtmächtigkeit von 400 bis 500 m. Gegen den 
Schluß der Juraperiode waren diese mächtigen Sedimente im allgemeinen 
trocken gelegt; nur im äußersten Osten machte sich zeitweilig noch eine 
Meeresbedeckung während der jüngeren Kreideperiode geltend, durch welche 
noch 60 bis 120 in mächtige Sedimente aufgebaut wurden. 
Das aus dem Kreidemeer aufragende südwestdeutsche Festland blieb 
bis zur Eocäuzeit bestehen; aber mit dem Beginn der oligocänen Epoche 
trat jene eigentümliche, durch eine ganze Schar von Dislokationslinien 
längs der Rheinthalspalte erkennbare Senkungsbewegung ein, die die 
jetzige Gestaltung des südwestdeutschen Gebirgssystems schuf. Zwischen 
den teils archäischen, teils paläozoischen Massen der rheinischen Gebirge
	        
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