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es anders, da ist die Ackerkrume nicht so dick und der Untergrund ist steinig, darum ist
der Boden des Oberlandes nicht so fruchtbar wie in der Kornkammer. — Jetzt werdet
ihr wohl schon euch denken können, warum im Holzlande mehr Wälder als Äcker sind!
Die Ackerkrume wird dünn und wenig fruchtbar sein, und der Untergrund ist wahr-
scheinlich nicht gut. — Ihr habt recht gedacht. Seht, der Boden des Holzlandes besteht
aus diesem Gestein. Wer kennt ihn? (Sandstein!) Wie sieht dieses Stück aus? (Weiß!)
Dieses? (Rot!) Dieses? (Gelblich!) Weil der Sandstein so verschiedene Farben zeigt,
nennt man ihn Buntsandstein. Was für Gestein? Er ist weich und locker. Was ge-
schieht deshalb leicht? Er zerbröckelt (verwittert) leicht. Was für Boden entsteht?
Sandboden. Was kann aber der Sandboden mit dem Wasser nicht tun? Er kann es
nicht festhalten, er läßt es in die Tiefe sickern. Was liegt aber nun unter der sandigen
Ackerkrume? Sandstein. Was geschieht nun hier mit dem Wasser? Der Sandstein
läßt das Wasser auch hindurch. Wie ist also deshalb der Sandboden? Er ist trocken.
Nun könnt ihr mir sagen, warum das Holzlaud so waldreich ist! Es liegt am Ge-
steiusbau und an der Ackerkrume. Sandboden ist trocken und unfruchtbar und eignet
sich nicht zum Ackerbau. — Aber an manchen Stellen finden sich doch Äcker. Wie mag
das kommen? Da ist der Sandstein gewiß mit einer anderen Schicht bedeckt gewesen;
vielleicht mit Ton oder mit guter Ackererde. — Ob denn der Sandstein für die Be-
wohner nicht auch einen Wert hat? — Wie gewinnt man den Sandstein? (Steinbrüche
in Kraftsdorf, Oberndorf usw.) — Wie verwertet man die gebrochenen Steine? (Treppen-
stufen, Fenster- und Türbekleidungen usw.)
Zusammenfassung: Gesteiusbau und Bodenbeschaffenheit des Holzlandes.
3. Wie gewinnen und verwerten die Holzländer die Beeren und das Holz
der großen Wälder?
Tie Beeren- und Pilzsammler des Holzlandes»
Wenn im Monat Juli die Heidelbeerbüfche unter der schweren blauschwarzen Last
sich fast neigen, dann beleben sich die Wälder des Holzlandes. Die Schulen der Holz-
landdörfer werden auf 14 Tage geschlossen, und jung und alt zieht mit Tagesanbruch
scharenweise hinaus in die ausgedehnten Waldungen. Mit Holzkämmen oder mit den
Händen werden die blauen Beeren von den Sträuchern abgestreift und damit Krüge und
Körbe gefüllt; freilich wandert auch gar manche Hand voll in den Muud, wie die blauen
Lippen der Beerengänger verraten. Den ganzen Tag über bleiben Kinder und Frauen
im Walde; erst der hereinbrechende Abend mahnt zum Aufbruch. Singend und jodelnd
kehren die fleißigen Sammler mit reich gefüllten Krügen und Körben in ihre Dörfer
zurück, wo sie von den Händlern erwartet werden. Diese kaufen die Beeren auf und
fahren sie in ihren Hand- und Hundewagen nach Gera, Ronneburg, Schmölln, Alten-
bürg usw. Viele Körbe werden auch von dem Bahnhofe Hermsdorf aus nach ferneren
Gegenden versandt. Welchen Ertrag die Heidelbeerernte liefert, könnt ihr daraus sehen,
daß aus dem Dorfe Weißenborn im Durchschnitt jährlich gegen 60 000 Liter Heidel-
beeren zur Ausfuhr gelangen.
Sachliche Wertiefung: Warum werden in den Holzlanddörfern
zur Zeit der Beereuerute die Schulen geschlossen? Die Beerenernte
ist sür die Bewohner des Holzlandes gleichbedeutend mit der Getreideernte des Ostkreises;
ans dem Ertrag der Beerenernte schöpft der Holzländer einen guten Teil seines Erwerbs;
da die Beerenernte nur kurze Zeit dauert und da dieselbe nur dann einträglich ist, wenn
viele Glieder einer Familie sammeln, so müssen die Kinder mit helfen.
Warum werden die Beeren mit Holzkämmen abgestreift? Das
Pflücken mit den Händen geht zu langsam; um die Körbe und Krüge schneller zu füllen,