Full text: Die deutschen Kolonien

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Hinterland, früher der Gchsenwagenweg, jetzt die Eisenbahn nach 
Vindhuk und zu den Kupferbergwerken im Norden der Kolonie. 
So ist Swakopmund trotz des Mangels eines Hafens — eine 
lange, eiserne Landungsbrücke soll gebaut werden — doch das 
Haupteingangstor der Kolonie geworden. 
Zum Schlüsse dieses Abschnittes geben wir noch einer etwas 
gekürzten Schilderung Raum, in der eine Swakopmunderin von 
der Ankunft in Swakopmund und dem Leben in der Stadt selbst 
folgendes erzählt („Kol. u. Heimat", Jahrg. 2, Heft 7): 
In Swakopmund. 
Seit zwölf Tagen schwimmen wir auf dem Atlantischen Vzean. Gegen 
Abend soll die deutsch-südwestafrikanische Küste in Sicht kommen. Seit einer 
Stunde stehen die Passagiere mit Gläsern bewaffnet an Deck. Geübte Augen 
erkennen das weit aus dem Meere ragende Wrack der gestrandeten „Gertrud 
lvoermann", und südlich davon zieht sich ein langer gelber Streifen hin: 
das Land der Verheißung. 
Frühmorgens ist alles auf den Beinen. Das ist eine eigenartige Aus- 
fchiffung in Swakopmund! Man wird in einen Korbsessel gesetzt, der an 
Seilen vom Dampfer hinabgelassen wird zu einem in der brandenden 
Dünung auf- und abtanzenden Leichter. An der Mole von Swakopmund 
erfolgt das Manöver umgekehrt. Die Kinder werden paarweise festgebun- 
den zu dem oft haushohen Auf und Abstieg. Eine halbe Stunde lang 
kämpft sich das kleine Fahrzeug durch die tosende Flut nach dem Lande zu 
durch. 
Durch fußhohen Sand waten wir zu den Schuppen der Zollrevision. Ge- 
wehre und Munition, Tabak, Spirituosen kosten hohen Zoll. Immer sengender 
umgibt uns die Sonne. Ts ist nicht unsere europäische feuchtschwüle Atmo- 
sphäre, die den Schweiß aus allen Poren treibt. Ts ist eine trockene, dörrende 
Luft, welche langsam Mark und Gehirn aussaugt. Schritt für Schritt geht 
es weiter. — Ein paar Minuten rasten wir, um das Auge ruhen zu 
lassen auf einem grünen Rasenfleck und einem roten Geraniumbeet, der 
Zierde des Grtes, täglich mit Sorgfalt und großen Ivasserkosten vor dem 
versengungstode geschützt. Oer lveg führt vorüber an Warenhäusern, 
Kneipen, öffentlichen Gebäuden, Post, Gericht, Gefängnis, Hospital. Rechts 
und links den Häusern entlang sind Bürgersteige aus holz, teilweise sogar 
aus Zement gelegt, die das Gehen wesentlich erleichtern.— Zm Hotel „hohen- 
zollern" werden uns geräumige Zimmer angewiesen. Zwei Feldbetten, ein 
aus Kisten hergestellter Waschtisch mit Emaillegeschirr, Tisch und Stuhl bilden 
das Mobiliar. Für 8 bis 10 Mk. kann man ein Zimmer mit Pension haben.
	        
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