Full text: Die nichtdeutschen Staaten Europas (Neue Folge)

M njzlland. 
|LlJjenn man — etwa von einem preußischen Landstädtchen aus — 
"*** die russische Grenze überschreitet und an der Tamoschna (Zoll- 
Haus) abgefertigt wird, so steht man dann in einem Lande, das, wie 
Humboldt sagt, allein in seinem europäischen Umsang bedeutend 
^größer ist als die Fläche der uns zugekehrten Mondscheibe. Es 
erstreckt sich durch 25 Breitengrade vom 25. bis 70.0 nördl. Breite, 
von der Südseite der Krim, wo ein ewiger Frühling herrscht und 
die Weinstöcke im Winter unbedeckt bleiben, bis hinaus nach Kola, 
wo im Winter die Sonne fast 2 Monate nicht ausgeht, oder von 
den Filzzelten der Kalmücken und den Stanizen der Kosaken bis zu 
den Tundren der Samojeden und Syrjänen. Desgleichen ist die 
Ausdehnung des Landes in die Breite so ansehnlich, daß der Zeit- 
unterschied zwischen der östlichsten und westlichsten Stelle bereits 
3 Stunden beträgt, daß also für den Uralbewohner die Sonne 
3 Stunden früher kulminiert als für den Wallfahrer in Tschenstochau. 
Dies ungeheure Gebiet von 5l/2 Mill. □km ist nun durchweg Tief¬ 
land und besitzt nur eine mittlere Bodenerhebung von 167 m. Es 
finden sich ja einige Bodenanschwellungen, die aber selten eine Meeres- 
höhe von 300 m überschreiten, und man wird sich durch die Bezeich- 
nungen der Geographen nicht täuschen lassen, wenn sie von einer 
Livländischen, Kasanschen und Krimischen Schweiz sprechen. Aus der 
großen Tieflandstafel haben wir zehn Stromsysteme, die nicht nur 
selbst bemerkenswerte Wasseradern sind, sondern auch durch ein so 
reiches Kanalnetz miteinander in Verbindung stehen, daß Rußland 
in dieser Beziehung nur etwa mit China zu vergleichen ist.1 „Selbst 
die Nebengewässer der Nebenflüsse tragen im Sommer noch große 
Dampser." Eine echt russische Eigentümlichkeit sind die Woloks, 
schmale Isthmen zwischen zwei Flüssen, über die die Kähne geschleift 
werden, und die an die nordamerikanischen portales erinnern. Am 
interessantesten ist der kurze Wolok zwischen Tschussowaja, dem Neben- 
sluß der Kama, also zum Wolgasystem gehörig, und den Wasser¬ 
1 Uber die Wassewechältnisie in Nußland s. Teil I., S. 56—57.
	        
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