Full text: Die deutschen Kolonien

— 15 — 
machte, lebte er mit seinen Leuten wochenlang von Bananen, die 
ihm die Uferbewohner in jeder beliebigen Menge gegen Glas- 
perlen verkauften. Dreißig Iahre später war die große Träger- 
karawane des Herzogs von Mecklenburg am Viktoriasee auch fast 
nur auf Bananen angewiesen. Sie vertilgte jede Woche 10 000 
Trauben, jede zu etwa 50 Zrüchten! Man hätte aber auch doppelt 
und dreimal so viel haben können. 
Die Banane hat außer ihrem Nährwert und ihrem Wohl- 
geschmack noch etwas Gutes, was der Neger sehr zu schätzen weiß: 
sie erfordert sehr wenig Arbeit! Man pflanzt Wurzelschößlinge,- 
denn die Samenkörner sind — da man immer nur bestrebt war, 
recht viel Fruchtfleisch zu ziehen — ganz verkümmert. Die Banane 
schießt rasch in die höhe- 8 m hohe Stauden sind nichts Seltenes. 
Die Banane ist überhaupt die gewaltigste Z^rautvflanze der Erde. 
Dabei ist die ganze saftstrotzende pflanze so weich, daß man den 
dicksten Stamm — der sich allerdings nur aus Blattscheiden zu- 
sammensetzt — mit dem Messer absäbeln kann. Die riesigen Blätter 
sind so zart, daß sie vom Winde hundertfach bis auf die Mittel- 
rippe zerschlitzt werden und ihm dann um so weniger Widerstand 
leisten. Eine Staude bringt immer nur eine Traube hervor. Oer 
Neger geht jeden Tag einmal mit einem Hackmesser in seinem 
Bananenhain umher, schneidet welke Blätter ab, schlägt ein paar 
Stauden um und nimmt die halbreifen Zruchttrauben mit nach 
Hause, hier hängt er sie zur Nachreife unter das Dach, verzehrt 
wird die mehlreiche Zrucht entweder roh ohne alle Zubereitung 
oder geröstet oder zu Brei zerdrückt. Eine einzige Traube wiegt 
gewöhnlich über einen Zentner! Aus der Wurzel der umgeschlagenen 
Staude wächst sofort eine neue Staude, die in dreiviertel Iahren 
wieder eine Traube trägt. Ein Bananenfeld bringt mindestens 
fünfmal soviel Nährstoff als ein gleich großes Rartoffelfeld, 
zuweilen auch dreißig- bis vierzigmal soviel. Die Neger bauen 
etwa 20 Arten der Banane an- im ganzen gibt es — die 
Banane begleitet ja den Menschen in den Tropen überall hin —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.