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fernt, und es ist nicht ordentlich eingestreut. Wir Kühe brauchen immer
einen trockenen Stand, ein trockenes Lager und vor allem auch Licht
und frische Luft. Ist der Stall dunkel, sumpfig, die Luft dunstig und
stickig, so gedeihen wir schlecht und geben weder viele, noch gute Milch.
Auch ist es bald warm, bald kalt in diesem Stalle, und die
Fliegen sind so zahllos hier, daß wir am ganzen Leibe zerstochen
und geschwollen sind. Merkt es doch: die meiste Milch geben wir
jahraus, jahrein, wenn unser Stall im Winter warm, im Sommer
kühl ist, d. h. wenn im Winter wie im Sommer stets 122514 Grad
Wärme darin vorhanden sind. Haltet uns doch auch die vielen
Fliegen vom Leibe, reibt uns das Fell mit einer Flüssigkeit ein, welche
die Fliegen vertreibt! Macht es auch so mit unseren Brüdern, den
Ochsen, und mit unseren vornehmen Vettern, den Pferden!
Auch habt ihr mich zu kurz angebunden. Das Stehen oder Liegen
auf demselben kleinen Flecke im Stalle ist für uns eine Pein,
für euch aber ein Schaden. Denn wenn wir freie Bewegung haben,
geben wir reichliche und bessere Milch.
Auch für uns Kühe gilt das Sprichwort: „Reinlichkeit ist das
halbe Leben.“ Putzt und bürstet uns doch täglich ab, da wir es
selber nicht tun können. Wieviel netter sehen wir dann aus, und
wieviel behaglicher ist's uns unter einer sauberen Haut zumute.
Feinschmecker wollen wir nicht sein; aber Futter, das unserer
Gesundheit schadet, solltet ihr uns doch nicht geben. Saure Ried—
gräser, Binsen, Kuckucksblumen und Herbstzeitlosen sind nicht gut
für uns. Die grünen Rübenblätter, die uns oft in Menge vorgeworfen
werden, verderben uns den Magen, wie euch das noch unreife Obst.
Gutes Wiesen- oder Waldheu ist das beste Futter für uns. Dann
bleiben wir frisch und gesund und geben gute Milch in Menge. Kleie
und zuweilen ein Olkuchen im Tränkfasse tun uns und euch auch gute
Dienste. Nach H. Hubert, Bauernbriefe. (Frankfurt a. O. Trowißzsch & Sohn.)
133. Der Kettenhund.
Wie oft bin ich schon in der stillen Nacht
vom heulen eines hundes aufgewacht.
Kein Schlaf mehr wollte sich dann niedersenken,
ich mußte immer seines Elends denken.
Ein Kettenhund, wer schildert seine Pein!
Bei Sturm und Regen, Frost und Sonnenschein
ist er an eine KRette festgebunden,
und qualpoll, langsam schleichen ihm die Stunden
Allein, ganz ohne freundlichen Genossen,
ist jede Daseinsfreude ihm verschlossen;
ihm winket nur die harte, schwere Pflicht,
das Haus zu hüten, Freiheit gibt es nicht.
Und dabei wird ihm für sein armes Leben
oft nicht das Allernötigste gegeben.
Im Winter ihm die warme Hütte fehlt,
im Sommer ihn der Durst unleidlich quält.