Full text: [Teil 3 = Kl. 6, [Schülerbd.]] (Teil 3 = Kl. 6, [Schülerbd.])

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Das Merkwürdigste im Leben des Kuckucks, der kein eigenes 
Nest baut, ist die eigentümliche Gewohnheit, seine Eier nicht selbst 
auszubrüten und die Jungen grobzuziehen, sondern dies Geschãft von 
anderen, kleineren Vöõgeln besorgen zu lassen. Da das Weibchen 
alle zwei Tage ein Ei legt, jin einem Sommer über 20, so mub es 
Weill umhertresfen. um fur jedes Ei ein besonderes, geeignetes 
Unterkommen zu finden. Meistens werden kleine Singvögel, wie 
Finken, Grasmücken, Lerchen, Bachstelzen usw. als Pflegeeltern 
ausgewãhlt, wobei das Kuckucksweibchen hõchst vorsichtig und mit 
grober Schlauheit verfährt. Unbemerkt wartet es in der Nãähe, 
bis die Pflegemutter ihr Nest verlabt, und bringt dann schnell das 
Ei unter, nachdem es gewöhnlich ein anderes aus dem Neste 
geworfen hat. Ist der Nesteingang s0 eng, dab der Kuckuck nicht 
hineingelangen kann, so legt er das Ei auf die Erde und trägt es 
mittels seines Schnabels hinein. Oft fällt es hierbei zur Erde und 
zerbricht, oft auch merkt die pflegemutter die Unterschiebung und 
wirft das unwillkommene Geschenk selbst hinaus; deshalb ist trotz 
der großen Zahl der Eier ie Vermehrung nicht sehr bedeutend. 
Die Kuckuckseier sind in Beziehung auf Gröbe und Färbung den 
Eiern der Vögel ähnlich, in deren Nester sie gelegt werden. Auf— 
fällig ist es, daß das Kuckucksweibchen gewöhnlich wieder die 
Singvogelart wählt, von der es selbst aufgezogen ist, und daß 
deshalb jedes besonders gefärbte Eier legt. Mit ihren eigenen 
Eiern brüten nun die Pflegeeltern auch das Kuckucksei aus 
und widmen sich der Pflege des Eindringlings mit derselben 
Liebe und Aufopferung, mit der sie jhre Jungen behandeln. 
Leicht wird ihnen das nicht gemacht; denn der Fremdling ist 
ein Nimmersatt, der seinen Stiefgeschwistern die besten Bissen 
vor der Nase wegschnappt und dabei so grob und stark 
wird, dab er, um Platz zu haben, die anderen Kleinen aus 
dem Neste wirft, so daß sie elendiglich umkommen müssen. 
Deshalb findet man den jungen Kuckuck schlieblich immer allein 
im Nest. 
Wenn zu Anfang September die Insektennahrung knapp zu 
werden beginnt, wandert der Kuckuck nach Ssũden, zuweilen bis 
nach Sũdafrixa, wo er den Winter verbringt. Venn er auch den 
Singvõgeln manchen Schaden zufügt, so überwiegt doch sein 
Nutzen, da er durch Vertilgung schädlicher Insekten zur Erhaltung 
unserer VWälder wesentlich beitrãägt.
	        
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