Object: (Der allgemeine Geschichtsunterricht) (Unterrichtsstufe 3)

selben. Im Jahre 1499 wurde die vollständige Unabhängigkeit der Schweiz von 
Deutschland anerkmnt. untcr französischem Einfluss. Papst 
Bonifatius VIII. warf sich in einem Kriege zwischen Frankreich und England 
Mm Schiedsrichter auf. Der darüber entstehende Streit führte i>ahm, bass 
Philipp IV., König von Frankreich, ben Papst gefangen nehmen ließ. Bomfacms 
verfiel in Raserei und starb; sein zweiter Nachfolger Clemens V. aber ließ sich 
bestimmen, seinen Sitz fortan im südlichen Frankreich, m Lorgnon, zu nehmen 
und so das Papsttum unter den Einfluss des französischen Ho es zu stellen (1305). 
Geaen 70 Jahre dauerte diese sogenannte „zweite babylonische GefangenjcjaTt . 
3U ben ersten Schritten, in benen der neue Papst der Selbstsucht des^ französischen 
Königs förderlich war, gehörte die grausame und widerrechtlich bewerkstelligte Auf¬ 
hebung des Templerordens (1310). Um dieselbe Zeit unternahm der Kai,er 
Heinrich VII. (1308—1313), aus dem luxemburgischen Hause, das durch ihn 
den böhmischen Thron bestieg (sein Sohn Johann mit der Erbin Böhmens ver- 
mählt), einen Römerzug. Die Partei der Ghibellinen war m galten noch nicht 
unterdrückt; Dante Alighieri (t 1321), der größte Dichter Italiens uud semer 
Reit in dem die gesamte Bildung des Mittelalters ihren Mittelpunkt fand (goti¬ 
li ch'e Komödie), stellte in seinem Buch „über die Monarchie" die Ansicht auf, 
dafs der Kaiser neben dem Papste stehe, und dass beide von Gott als Zenker 
der Welt bestellt wären. Im Kampf mit seinen Gegnern, zu denen König Rodert 
von Neapel, Florenz und der Papst selbst gehörten, starb Heinrich eines plotz- 
lichen Todes. In Italien aber entbrannte jetzt der Kampf zwischen Guelfen und 
Ghibellinen zur heftigsten Wut. — Die deutschen Kurfürsten (gewöhnlich sieben) 
konnten sich nicht einigen; zwei Gegenkaiser wurden gewählt, Friedrich von 
Österreich und Ludwig IV., der Baier (1313—1347). Ludwig trug zu¬ 
letzt den Sieg davon (Schlacht bei Ampfing oder Mühldorf, Schweppermann 
1322) und fand an seinem edlen Gegner Friedrich später seinen innigsten Freund. 
Indes war der Papst Johann XXII., ganz dem französischen Einfluss ergeben, 
als Feind Ludwig's aufgetreten und hatte ben Bann über ihn ausgesprochen. 
Lubwig begann darüber einen Kampf, der sich lange hinzog und zu keiner Ent- 
scheidung führte. Die heftigen Streitschriften, in denen Kaiser und Papst einander 
bekämpften, verminderten beider Ansehen. Zuletzt erklärten die Kurfürsten zu 
Rense (1338), dafs fortan jede von ihnen vollzogene Kaiserwahl auch ohne päpst- 
liche Bestätigung Gültigkeit hätte. Daher fand Karl IV., König von Böhmen, 
Enkel Heinrich's VII., der durch päpstlichen und französischen Einflufs 1346 von 
einigen Kurfürsten zum Kaiser gewählt wurde, erst nach dem Tode Ludwig's (1347) 
und des von der baierschen Partei gewählten Günther von Schwarzburg 
allgemeine Anerkennung. Übrigens herrschte in Deutschland um diese Zeit voll- 
ständige Gesetzlosigkeit und Roheit. Das österreichische Haus erhielt 1369 den 
Besitz von Tirol (Margaretha Maultasch). — 
In Italien blühte die Handelsmacht Venedig's (Doge, großer Rat) 
und Genua's; in Rom wüteten die Kämpfe ber Parteien; eine republikanische 
Verfassung, bie Cola bi Rienzi (Tribun) 1347 hier einführte, hatte nur kurze 
Dauer. Trotzbem, bafs Verwirrung unb Anarchie den höchsten Grad erlangt 
hatte, stieg die geistige Bildung immer höher. Es sand hier die ganze abend- 
ländische Dichtung einen Mittelpunkt; außer Dante ragen namentlich Petrarca 
(T 1374; Sonette an Laura, Briefe und Lebensbeschreibungen römischer Helden) 
unb Boccaccio (f 1375; Decameron, Sammlung von 100 Erzählungen) hervor. 
Akademien unb Schulen (Bologna, Pabua) erstanben überall; bie Reichen suchten
	        
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