Full text: [Teil 2 = Kl. 5, [Schülerband]] (Teil 2 = Kl. 5, [Schülerband])

32 
rvorsen, wie er so ein wenig vom Schwammsuchen ausgeruht habe auf 
der Schafheide. 
Daraus kam der Vater, eine Hand hinter dem Rücken, ganz leicht 
an mein Bett geschlichen: „Geh, tu mir's sagen, Bub', wo hast denn du 
dein neues Zonntagsjöppel?" 
Das leise Schleichen mit der Hand hinter dem Rücken war mir so¬ 
gleich verdächtig vorgekommen, und jetzt ging mir schon das Gesicht aus¬ 
einander, und weinend rief ich: „Ja, Vater, ich hab' gemeint, dem lieben 
Herrgott hätt' ich es 'geben." 
„Jessas, Bub', du bist aber so ein Trottel, so ein halbnarr!" schrie 
mein Vater, „für die Welt bist du viel zu dalkert, zum Sterben bist du 
gar zu dumm. Dir muß man mit einem rechten Besen die Zeel' aus der 
haut schlagen!" 
R)ie nun die Hand mit der gewundenen Birkenrute zum Vorschein 
kam, erhob ich ein Zetergeschrei. 
Eilte sogleich die Mutter herbei. Sie tat sonst selten Einsprache, 
wenn der Vater mit mir Gericht hielt, heute aber faßte sie ihm die Hand 
und sagte: „'s Rockel flick' ich leicht wieder zusammen, Mer. Geh jetzt 
mit, ich muß dir was sagen!" 
Sie gingen beide hinaus in die Rüche; ich denke, dort haben sie über 
die Martinigeschichte gesprochen. Sie kamen nach einer Veile wieder in 
die Stube. 
Der Vater sagte mit fast dumpfer Stimme: „Sei nur still, es ge¬ 
schieht dir nichts!" 
Und die Mutter flüsterte mir zu: „Ist schon recht, wenn du das 
Röckl dem lieben Herrgott hast wollen geben, aber besser ist's noch, wir 
geben es dem armen Talmichelbuben. In jedem Rrmen steckt der liebe 
Gott. Schau', der heilige Martinus hat's auch schon gewußt. So, und 
jetzt, mein Bübel, hupf' auf und schlüpf' ins höslein,' der Vater ist noch 
nicht allzuweit mit der birkenen Liesel." Peter Rosegger. (Waldferien.) 
J3. Gute und böse Zeit. 
5t. Peter, der Pförtner des Himmels, bat einmal unsern Herrgott 
um Urlaub, auf die Erde zu fahren und sich mit seinen Freunden zu 
letzen, welchen er durch sein Martyrium ohne Mschied plötzlich entrissen 
worden war. Das gewährte ihm der Herr und gab ihm acht Tage Frist. 
5t. Peter blieb aber einen ganzen Monat aus. Doch empfing ihn der 
Herr gütig und fragte nur, warum er so lange geblieben sei. „Rch, Herr," 
sagte Petrus, „auf Erden war gute Zeit, der Most süß und wohlfeil, 
das Getreide wohl geraten, Rlauen- und Federvieh die hülle und Fülle,- 
wir tanzten, sangen und sprangen und waren so fröhlich, daß ich des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.