66 81. Deutscher Nat. — 82. Wahrhaftigkeit. — 83. Es ist nicht alles rc.
81. Deutscher Rat.
1. Vor allem eins, mein Kind: Sei treu und wahr!
Laß nie die Lüge deinen Mund entweihn!
Von alters her im deutschen Volke war
Der höchste Ruhm, getreu und wahr zu sein.
2. Du bist ein deutsches Kind, so denke dran!
Noch bist du jung, noch ist es nicht so schwer.
Aus einem Knaben aber wird ein Mann, —
Das Bäumchen biegt sich, doch der Baum nicht mehr.
3. Sprich ja und nein, und dreh und deutle nicht!
Was du berichtest, sage kurz und schlicht!
Was du gelobest, sei dir höchste Pflicht!
Dein Wort sei heilig; drum verschwend es nicht!
4. Leicht schleicht die Lüge sich ans Herz heran,
Zuerst ein Zwerg, ein Riese hintennach;
Doch dein Gewissen zeigt den Feind dir an,
Und eine Stimme rüst in dir: „Sei wach!"
5. Dann wach und kämps! Es ist ein Feind bereit;
Die Lüg' in dir, sie drohet dir Gefahr.
Kind, Deutsche kämpfen tapfer allezeit;
Du deutsches Kind, sei tapfer, treu und wahr!
82. Wahrhaftigkeit.
Das ist eine der wichtigsten und nützlichsten Tugenden, die
sich ein Mensch zu eigen machen soll. Es wird dazu nicht er¬
fordert, daß man alles gerade heraus sage, was man weiß oder
denkt. Dadurch würde man oft gegen Klugheit und Liebe ver¬
stoßen. Allein nie sollte ein wohlgezogener Mensch etwas sagen,
was er nicht durchaus für wahr hält. Alle Übertreibungen,
Entstellungen, Zusätze rauben demjenigen, der sich dieselben
erlaubt, das Vertrauen bei andern. Wie schön ist es dagegen,
wenn ein Mensch wegen seiner erprobten Wahrhaftigkeit Achtung
und Glauben anderer Menschen besitzt! Auf ihn beruft man sich
in zweifelhaften Fällen; man baut ans seine Worte, traut seinem
Zeugnis und hat überall gern mit ihm zu thun.
83. Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Mancher, der dieses Sprichwort nicht beherzigt, wird be¬
trogen. Oft ist da am wenigsten Gold, wo der Glanz und die
.Prahlerei am größten ist. Wer viel Lärm macht, hat wenig