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brandenburgischen Truppen kräftig unterstützt, siegte er bann über die
Polen in einer dreitägigen Scblacht bei Warschau, 1656. Ans Erkennt¬
lichkeit für die geleistete Unterstützung verlieh der Sieger dem Kurfürsten
in dem Vertrage zn Labiau (südlich vom Kurischen Haff) die Lebns-
unabhängigkeit des Herzogtums Preußen nebst Ermland (1656). Aber
um das Kriegsglück der Schweden nicht zu hock steigen zu lassen, verbanden
sich Holland, Dänemark, Rußland und der Kaiser mit Polen. Der König
von Schweden wandte sich nun gegen Dänemark. Der Kurfürst, welcher
sich der Überzahl der Feinde gegenüber zu schwach fühlte, bot Frieden
an und erhielt im Vertrag zu Wehlau (am Pregel) 1657 von Polen
die Lehnsunabhängigkeit des Herzogtums Preußen ohne Ermland. Karl X.
Gustav zwang die Dänen zu dem Frieden von Roeskild (auf Seeland),
worin sie die Insel Bornholm und einige dänische Besitzungen abtraten,
1658. Während er zu einem FeldzuFk gegen den Kurfürsten rüstete,
um diesen für seinen Abfall zu strafen, starb er, 1660. Die vormund-
schaftliche Regierung, welche für feinen Sohn und Nachfolger Karl XI.
eingesetzt wurde, beendete den Krieg durch den Frieden von Oliva bet
Danzig, worin Polen auf dte Thronfolge in Schweden und auf die
Ostseeländer Esthland und Kurland verzichtete und die Lehnsunabhängigkett
des Herzogtums Preußen anerkannte, 1660.
c) Im holländischen Kriege gewann der Kurfürst durch den Sieg
von Fehrbellin am 28. Juni (18. Juni alten Stils) 1675 solchen Ruhm,
daß er den Beinamen des Großen erhielt.
Tie Staatsverwaltung.
1. Die Schöpsnng eines einheitlichen Staates. Das Haupt-
streben des Kurfürsten in der Staatsverwaltung ging dahin, eine größere
Einheit in der Regierung herzustellen und die Vorrechte der einzelnen
Landesteile zu brechen; nur wenn ihm dies gelang, konnte er, unabhängig
von den Ständen, ein starkes stehendes Heer schaffen. Bei diesem Streben
fand er besonders in dem Herzogtum Preußen, wo man sich gegen die
neue Besteuerung auflehnte, Widerstand. Der Schöppenmeister (Vorsteher
des städtischen Gerichts) Rhode und der Oberst von Kalckstein, welche an
der Spitze der Widerstrebenden standen, wurden streng bestraft. Rbode
wurde zu lebenslänglicher Festungshaft verurteilt, Kalckstein, welcher einen
Rückhalt bei dem polnischen Könige suchte, wurde in Warschau von dem
brandenburgischen Gesandten aufgehoben, dann nach Memel geschafft und
hier als Hochverräter hingerichtet.
Stein, Geschichte für die Mittelstufe. III. 4