fullscreen: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

Hypereiior — 
zweifelte an dem Vorhandensein eines solchen, 
woqeqen PliniuS die Hyperboreer siir ein be-: 
stimmte« historisches Volk erklärt. Dichter und 
Geographen bemühten sich, den H. im N. oder 
W. der Erde ihre Sitze anzuweisen. Eratosthenes 
hielt sie sür die nördlichst wohnenden. Unter den 
Neueren setzen manche sie nach Skandinavien, an¬ 
dere nach Germanien, andere nach Italien, noch 
andere an die Norbseite des Pontos. Trotz son¬ 
stiger Widersprüche und Gegensätze stimmen die 
Schilderungen der Alten in der ethisch-religiösen 
Anpassung der Hyperboreer. Sie sind ein seliges 
Volk in ihrem Lande, wo ihnen nur einmal die Sonne 
auf- und einmal untergeht, unb die Früchte aufs 
schnellste reifen. Weber Hader noch Streit kennen 
sie, nie der rächenden Nemesis verfallend, dem 
Dienste des Apollon geweiht, der gern bei ihnen 
weilt (Ale. fr. 2—4. ed. Bergk). Tausendjähri¬ 
ges Alter war ihnen bestimmt, doch der Lebens¬ 
müde kürzte seinen Laus durch feierliches Hinab¬ 
stürzen vom Felsen in das Meer. Der ganzen 
Sage liegt ein Zusammenhang Griechenlands mit 
ben Ursitzen des apollinischen Cultus im Norden 
Thessaliens zu Grunde. 
Hypereiior^ 'TnsgrivcoQ, 1) einer der Spar¬ 
ten, s. Kadmos, 1. — 2) Sohn des Troers 
Panthoos, von Meneleaos erlegt. Horn. II. 14, 
516. 17, 24. — 3) Sohn des Poseidon und der 
Alkyone, Bruder des Hyrieus. 
'TxrjQercci ’Aq%t], 1. 
Hyperldes, 'TntQsidrig, jüngere Form 'Tntg- 
LÖrjs, einer der zehn attischen Redner, Zeitgenosse 
des Demosthenes, Sohn bes Glaukippos, aus bem 
Demos Kolyttos in Attika. Er war ein Schüler 
bes Platon unb Jsokrates unb schloß sich in seiner 
politischen Richtung an bie patriotische unb volks¬ 
tümliche Partei bes Demosthenes an. Er erfuhr 
baher auch ähnliche Schicksale mit ihm; als nach 
Philipps Tobe bie Athener unb Thebaner sich 
gegen Alexauber vereinigten, schloß er sich biesen 
an, entging jeboch tiad) erfolgter Nieberlage ber 
Gesahr ber Auslieferung glücklich. Nach Alexan- 
bers Tobe erwachte seine patriotische Hoffnung 
auss neue, unb er betheiligte sich eifrig bei bem 
letmischen Kriege. Als aber and) hier bie Grie¬ 
chischgesinnten unterlagen, floh er nach Aigina, 
wo er ergriffen unb auf Antipaters Befehl (322 
v. C.) hingerichtet warb. — Von ben ihm beige¬ 
legten 77 Staatsreben erkannten bie Alten 52 
als echt an; wir besitzen seit 1847 ans ben in 
Aegypten gesunbeueu Papyros bie Rede für Euxe- 
nippos, den snudcfLog (1856), xctra Jrnioo&f- 
vovg und Fragmente einer Rede für Lykophron. 
Diefe neuen Entdeckungen haben die Gelehrten 
viel beschäftigt. Ausgg. vou Tell (1861) und 
Blaß (1869); erste deutsche Hebers, von Teuftet 
(1865). 
Hyperion, 'TntQLcov, „ber Sohn ber Hohe", 
urspr. Beiname bes Sonnengottes, z. B. Od. 1, 8. 
— 'TnzQtovLÖrig, Od. 12, 176. Dann personi- 
ficirt ein Titane, Sohn bes Uranos unb ber 
Gaia, Vater bes Helios, ber Selene unb ber 
Eos. Hesiod. tlieog. 387. Apollod. 1, 1, 3. 2, 2. 
Hypermnestra s. Danaos. 
'Tnav&vvoe, (verantwortlich). Die wirklichen 
Staatsbeamten (ccQ%ui) im Gegensatze zu beit 
Subalternen (vnriQszcu) waren in Athen ber 
obersten Staatsgewalt verantwortlich, unb es ist 
Ajeal-Lexikon des clasi. Alterthums. 5. Aufl. 
- Hypothecä. 529 
biese Verantwortlichkeit unb Red)enschastspslichtig- 
keit vor ben Euthynen unb Logisten eines ber 
Merkmale ber ugxn- 
Hypliäsis, "Tcpaaig ober ’Tituvig, j. Vjafa ober 
Bedscha, der östlichste unter den linken Zuflüssen 
des Jndos, welche das indische Pendfchab durch¬ 
strömen, ergießt sich in den Akesines. Arr. 5, 5, 
5. 4, 2. 6, 14, 4. 
Hypnos, "Tnvog, Somnus (von sopive), der 
Schlafgott, Sohn der Nacht (Nyx), Zwillings¬ 
bruder des Todes (Thauatos), mit dem er in der 
Unterwelt wohnt. Hera sucht ihn in Lemnos 
auf. Horn. II. 16, 672. 14, 231. Hesiod. theog. 
211. 758. Während der Tod, erbarmungslosen 
Herzens nnd selbst den Göttern Entsetzen erregend, 
starren Todesschlummer beit Sterbliche» bringt, 
verleiht der freundliche, Götter und Menschen be¬ 
herrschende Schlaf (navScc^dtcüQ, Horn, II. 24, 
5.) füße Ruhe und macht Leid und Arbeit ver¬ 
gessen. Selbst über Zeus hat er Gewalt; einst 
schläferte er ihn aus Bitten der Hera ein, als 
biese den von Troja zurückkehrenden Herakles ver¬ 
derben wollte. Aber als Zeus erwachte, hätte er 
im Zorn den Hypnos ins Meer geworfen, wenn 
ihn nicht die Nacht, die Bezwingerin der Götter 
nnd Menschen, gerettet hätte. Nichts desto weniger 
ließ er sich später nochmals von Hera, die ihm 
bie Charis Pasithea zur Ehe versprach, zu einem 
ähnlichen Wagttiß verleiten. Ho m. II. 14, 231 ff. 
An bem Kasten bes Kypselos zu Olympia war bte 
Nacht abgebilbet, wie sie einen schwarzen und 
einen weißen Knaben in bett Armen hält, mit 
ber Unterschrift; Thanatos unb Hypnos. Paus. 
5, 18, 1. Beide würben von ber Kunst als 
schlafende Knaben ober als Genien mit umgekehr¬ 
ter Fackel gebilbet. Attribute des Schlafes unb 
bet einschläfernde Stab, Mohn, ein Hont mit 
Schlummersästen. Bei Ovib (met. 11, 592 ff.) 
wohnt ber Schias im Laube ber Kimmerter tit 
bunfler, stiller Grotte, umgeben von ber Schaar 
ber Träume. 
'TTtoßoJ.evq hieß der Souffleur auf dem grie¬ 
chischen Theater, bei den Römern monitor. Ueber 
seinen Platz aus dem Theater läßt sich nichts Be¬ 
stimmtes sagen. 
Hypocaustum, der unter betn Boden ange¬ 
brachte Heizapparat, bessert Construetion aus zahl¬ 
reichen Trümmern ersichtlich ist, s. Haus, 11. 
'T7ioYQannarets s. Fq ccniiazev g. 
'YTioxQirriq s. Schauspiele, 6. 
Hyporclieina s. Lyrische Poesie, 4. 
'YjioüxrivLOv, bie Unterbühne, bezeichnet beit 
ganzen Raum unter dem hölzernen Boden des 
Proskenion, dessen der Orchestra zugekehrte Außen¬ 
wand mit Säulen und Bildwerken geschmückt war. 
Aus ihm führten die vuoi utinaxtg auf 
bas Proskenion. Ans biesem Wege stiegen bie 
Geister Verstorbener unb bie Flnßgötter empor. 
Hypotliebae, 'TnoQ-rßcu (Horn. II. 2, 505.'. 
Ueber biesen Ort waren schon bie Allen ver¬ 
schobener Meinung. Nach ©trabon (9, 412.) ver¬ 
stauben einige barunter bas spätere Potniai 
in Boiotien, cinbere wahrscheinlicher bie Unter- 
stabt von Theben; beim bie Kabtneia, bie Bnrg 
unb Oberstabt, war von ben Epigonen zerstört 
unb znr Zeit bes trojanischen Krieges noch nicht 
wieber ausgebaut. 
Hypothecä, ein Psanb, welches nicht als Fausl- 
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