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bald zurück, und, da nun die Gefahr vorüber war, entließen die Spartaner die
athenienfischen Hilfstruppen. Die Athener, über diese schimpfliche Zurücksendung
ihrer Hilfstruppen erbittert, verbannten sogleich den „Lakonenfreund" Kimon auf
zehn Jahre. Leicht hätte es schon jetzt zu einem offnen Bruche zwischen Athen und
Sparta kommen sönnen; allein die Spartaner waren noch mit den Mesfeniern,
welche sich in Ith 0 me befestigt hatten, 'Beschäftigt (dritter messenischer Krieg,
465—455), und die Athener standen mit einem gegen die Perser ausgesandten
Heere in Ägypten. Daher bemühte sich Kimon, der auf Veranlassung des Perikles
aus der Verbannung zurückberufen wurde, den Hass zwischen Sparta und Athen
zu dämpfen, die Thätigkeit der Athener immer auf Persien richtend. Zum Unglück
für Athen starb er während einer Unternehmung gegen die Perser auf der Insel
Cypern (449), welche bisher den Persern gehorcht hatte und deren Eroberung die
letzte seiner Kriegsthaten war.
Athen stand jetzt auf dem Gipfel seiner Macht. Die Waffen ruhten einst¬
weilen. Künste und Wissenschaften fingen an zu blühen. Die Propyläen (vgl.
das Brandenburger Thor in Berlin) wurden von Muesikles erbaut. Ihre
Ausführung kostete die Summe von mehr als 2000 Talenten (etwa Mill.
Thaler), der Bildner Phsidias (Phidias) erschuf seine unsterblichen Werke; die
Akropolis erhielt eine neue Gestalt, insbesondere durch den wundervollen Marmor¬
tempel Parthenon, in welchem herrliche Statuen standen. Von der höchsten
Stelle der Burg blickte Die kolossale Bildsäule der Göttin Athene weit in das
Land hinein. Große Dichter, Geschichtsschreiber und Philosophen erhoben die
Bildung auf eine ungewöhnliche Höhe. Athen wurde aber auch durch Perikles
der Mittelpunkt der Gewerbe, Fabriken und eines ausgebreiteten Handels. Es
bezog wohl an 2£ Mill. Thaler Schutzgelder von zahllosen Inseln und Städten,
übte dabei jedoch einen solchen Druck und Übermut gegen die Bundesgenossen aus,
dass das neidische und eifersüchtige Sparta beim Ausbruche eines Krieges auf
deren Abfall rechnen konnte.
§. 18. Der peloponnefischr Krieg (431—404). Trotz der ange¬
strengten Bemühungen des Perikles, den Frieden zu erhalten, fehlte es nicht an
Reibungen, und, da Athen mit großem Übermute von seinen Bundesgenossen
Geldbeiträge erpresste, brach die Unzufriedenheit der meisten griechischen Staaten,
an deren Spitze Sparta stand, in einen blutigen Krieg, den peloponnesischen, aus.
Veranlassung dazu gab ein Streit zwischen Kerkyra (Corcyra) und Korinth,
in welchem Athen die Partei des ersteren ergriff, während sich die Spartaner in
Verbindung mit den meisten griechischen Staaten und Kolonieen, ja sogar den
Persern, für Korinth erklärten. Die ersten Feindseligkeiten bestanden in Streifereien
und Verwüstungen. Dem gegenüber war Perikles besonders darauf bedacht, das
stark befestigte Athen zu vertheidigen. In der That drangen Die Feinde auch
mehreremal unter Archidamos bis in die 9iähe der Stadt, kehrten aber, wenn
sie die Umgebung verheert hatten und keine Lebensmittel inehr fanden, stets mis-
mütig nach dem Peloponnes zurück. Im zweiten Jahre des Krieges entstand eine
schrecklicke Pest, welche das Volk in eine solche Aufregung versetzte, dass Perikles
es nur mit großer Mühe zu lenken vermochte; er erfuhr trotz feiner besten Maß-