Full text: Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk (Nr. 3)

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gehen und bringen nicht nur Baumaterial, sondern auch die 
Glieder, aus denen die eisernen Pferde zusammengesetzt werden. 
Neben den langgestreckten Fabrikgebäuden steigen zuletzt Bauten 
auf, die riesigen Butterfässern gleichen. Noch liegt die Anlage, 
die nach der Gemahlin des Grafen den Namen LanraHütte*) 
erhält, tot da, und der vorübergehende Landbewohner zerbricht 
sich Tag für Tag den Kopf über die seltsamen Häuser. Da 
geschieht eines Tages das längst Erwartete. Die Essen strömen 
dicken, schwarzen Rauch aus, iu deu Gebäuden zischt, braust und 
stampft es, aus den großen Butterfässern strömen ganze Wolken 
von Qualm heraus, und am Abend schlägt aus ihnen eine 
Flamme empor, so mächtig und so hoch, als sollte das Himmels- 
gewölbe daran entzündet werden. Wer in die Hütte eintritt, 
sieht die eisernen Rosse ihre blanken Glieder bewegen und kauu 
beobachten, wie aus eiuem Loche der Butterfässer eine dicke, 
goldne Milch fließt, die im Sande verläuft und zuletzt eine 
graue Eifeumafse bildet. 
So geht es Tag für Tag zu, und Jahr für Jahr geht 
dahin. Zuletzt weiß jedes Dorfkind, daß die eisernen Rosse 
Dampfmaschinen sind, daß die glitzernden Hansen im Hüttenhofe 
aus Erzen bestehen, daß die gemauerten Butterfässer Hochöfen 
genannt werden. 
Die Hochöfen sind gierige Holzfreffer. Täglich treffen Holz- 
ladungen auf dem Hüttenplatze ein, und der Kiefernwald weicht 
vor seinen gefährlichen Feinden immer weiter zurück. Da be- 
ginnt der Holzreichtum zu fchwiudeu, und der Holzmangel steht 
vor der Tür. Die Gedanken der Betriebsleiter richten sich von 
selbst aus die Kohle, die schon Graf Reden als Heizmaterial für 
Dampfmaschinen empfohlen hatte. Von diesem Brennstoff scheinen 
nicht geringe Mengen im Boden zu ruhen, treten doch einzelne 
Adern bis dicht au die Oberfläche heran. Nun steigt die Arbeit 
mit zwei gewaltigen Gehilfen, dem Dampf und dem Pulver, iu 
die Tiefe hinab, eine „Grube" wächst in der Nähe der Hütte 
*) Der Name ging dann auf den neuentstandenen Ort über. 
Nach dem Sohne des Grafen und seiner Gemahlin wurden die 
größten Teile des Ortes Hugo- und Wandakolonie genannt.
	        
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