Full text: Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk (Nr. 3)

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gelagert. Die kleinen, fauchenden Lokomotiven schleppen nn- 
unterbrochen die eisernen Wagen hinter sich her, auf denen, 
Mühlsteinen gleich, die glühende Hochofenschlacke lagert. Arbeiter 
bringen die Schlackenstücke ins Rollen, daß sie den Abhang der 
Halde hinunterkollern. In der Nacht entfesseln sie dadurch ein 
weithin leuchtendes Feuerwerk. Die erkaltete Schlacke gibt der 
Halde den grünlich-bläulichen Ton. Als in den vergangenen 
Jahrzehnten die Technik schwerfälliger arbeitete, da wanderten 
mit den Abfallstoffen auch wertvolle Bestandteile auf die Halde 
hinaus. Manche dieser alten Halden muß es sich deshalb in 
der Neuzeit gefallen lassen, noch einmal zur Hütte zu wandern 
und hier das zurückzulassen, was der Industrie gehört. Das 
Material mancher Halden findet auch bei der Anlage von festen 
Wegen und Fußsteigen in reichstem Maße Verwendung. 
An deu Fuß der Halden stößt das Bruchfeld an. Es 
krankt noch von der Zeit her, da es von der Glut durchdrungen 
war. Der Sandstein ist rot gebrannt. Die Oberfläche ist zum 
Teil kahl, und nur mühsam dringt der Pflanzenwuchs iu dem aus- 
geglühten Boden vor. Die Veränderung der Oberfläche nimmt ein 
schnelleres Tempo an, wenn der Mensch mit seiner mächtigen Hand in 
die Gegend hineingreift und in den Boden die Saat ausstreut, 
die trotz Rauch und Staub lustig emporkeimt. Freilich zeigt 
sie uur bei seuchtem Wetter das frische Grün, das wir aus dem 
Bilde sehen, ein Grün, das keck an die graue Halde vordringt 
und ihr den Untergang prophezeit. In einer breiten Senkung 
hat sich ein kleiner Teich gebildet, der manchem Wassertier einen 
Unterschlupf bietet, der aber eines Tages spurlos verschwinden wird. 
Das oberschlesische Bruchfeld ist undenkbar ohne die Ziege, 
die oberschlesische Bergmannskuh. Das sonst genäschige Tier 
begnügt sich mit der mageren Kost, seine nahrhafte Milch spielt 
in dem wirtschaftlichen Leben der Arbeitertausende eine nicht 
geringe Rolle. Der Maler hat mit seiuem Piusel auch deu 
oberschlesifchen Bergmannsjungen festgehalten, wie er den Ziegen- 
Hirten abgibt. Er ist kein Hirteukuab' vom Berge, aber er 
besitzt deuselben Lebensmut. Seine frischen Augen schweifen 
über die Hütte, in der er einmal sein Leben zwischen Feuer und 
Walzen verbringen wird. Oder er wird als Bergmann Tag
	        
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