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gelagert. Die kleinen, fauchenden Lokomotiven schleppen nn-
unterbrochen die eisernen Wagen hinter sich her, auf denen,
Mühlsteinen gleich, die glühende Hochofenschlacke lagert. Arbeiter
bringen die Schlackenstücke ins Rollen, daß sie den Abhang der
Halde hinunterkollern. In der Nacht entfesseln sie dadurch ein
weithin leuchtendes Feuerwerk. Die erkaltete Schlacke gibt der
Halde den grünlich-bläulichen Ton. Als in den vergangenen
Jahrzehnten die Technik schwerfälliger arbeitete, da wanderten
mit den Abfallstoffen auch wertvolle Bestandteile auf die Halde
hinaus. Manche dieser alten Halden muß es sich deshalb in
der Neuzeit gefallen lassen, noch einmal zur Hütte zu wandern
und hier das zurückzulassen, was der Industrie gehört. Das
Material mancher Halden findet auch bei der Anlage von festen
Wegen und Fußsteigen in reichstem Maße Verwendung.
An deu Fuß der Halden stößt das Bruchfeld an. Es
krankt noch von der Zeit her, da es von der Glut durchdrungen
war. Der Sandstein ist rot gebrannt. Die Oberfläche ist zum
Teil kahl, und nur mühsam dringt der Pflanzenwuchs iu dem aus-
geglühten Boden vor. Die Veränderung der Oberfläche nimmt ein
schnelleres Tempo an, wenn der Mensch mit seiner mächtigen Hand in
die Gegend hineingreift und in den Boden die Saat ausstreut,
die trotz Rauch und Staub lustig emporkeimt. Freilich zeigt
sie uur bei seuchtem Wetter das frische Grün, das wir aus dem
Bilde sehen, ein Grün, das keck an die graue Halde vordringt
und ihr den Untergang prophezeit. In einer breiten Senkung
hat sich ein kleiner Teich gebildet, der manchem Wassertier einen
Unterschlupf bietet, der aber eines Tages spurlos verschwinden wird.
Das oberschlesische Bruchfeld ist undenkbar ohne die Ziege,
die oberschlesische Bergmannskuh. Das sonst genäschige Tier
begnügt sich mit der mageren Kost, seine nahrhafte Milch spielt
in dem wirtschaftlichen Leben der Arbeitertausende eine nicht
geringe Rolle. Der Maler hat mit seiuem Piusel auch deu
oberschlesifchen Bergmannsjungen festgehalten, wie er den Ziegen-
Hirten abgibt. Er ist kein Hirteukuab' vom Berge, aber er
besitzt deuselben Lebensmut. Seine frischen Augen schweifen
über die Hütte, in der er einmal sein Leben zwischen Feuer und
Walzen verbringen wird. Oder er wird als Bergmann Tag