Die Alpen.
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teils mit Schwemmland angefüllt, teils aber von Talseen eingenommen,
die dann durch Moränen abgedämmt wurden. Die Verwitterungsform
wird durch die Art des Gesteins bedingt. In den Urgesteinsalpen ist der
Widerstand des Gesteins gegen die Zerstörung viel gleichmäßiger, daher
die Formen mehr einförmiger. In den Kalkalpen, wo die Kalke und
Schiefer die verschiedensten Härtegrade besitzen, die der Verwitterung ver-
schieden widerstehen, bildeten die Kalke scharfe, zackige Kämme. So ver-
danken die Alpen den Formenreichtum gerade der Zerstörung.^
Als Hochgebirge entsenden die Alpen zahlreiche Flüsse nach allen
Seiten. Nach der italienischen Abdachung fließen der Po vom Monte
Biso, der Tessin oder Ticino (titschino) vom St. Gotthard durch den
Lago Maggiore (madschore), die Ad da vom Stilffer Joch durch den
Comer See, die Etfch von den Ötztaler Alpen; ihr strömt aus der Gegend
des Brennerpasses der Eisack zu. Nach Westen fließt die Rhone, die
auf dem Ostende der Berner Alpen in der Nähe des St. Gotthards ent-
springt, Wallis durchfließt, in den über 500 qkm großen Genfer See geht
und nach Austritt aus demselben die Juraketten in einem 60 km langen,
sehr gewundenen Laufe durchschneidet. Sie nimmt auf der linken Seite
die Jssre und die Durauce auf, die beide für den Verkehr nach Italien
sehr wichtig sind, weil das Oberende ihrer Täler mit demjenigen italienischer
Flüsse dicht beieinander liegt. Nach Norden eilt vom Finsteraarhorn
durch Brienzer und Thuner See die Aar, vom St. Gotthard durch den
Vierwaldstätter See die Reuß, gleichfalls aus der Nähe des St. Gott-
hards der Vorderrhein, der sich oberhalb Chur mit dem Hinterrhein
verbindet und dann in einem Quertal dem Bodensee zufließt. Aus den
Graubündner Alpen fließt nach Nordosten der Inn; in ihn ergießt sich
von den Hohen Tauern die Salzach. Zur Donau senden ihr Wasser
außer dem Inn aus den Niedern Tauern die Enns und die Mur, aus
den südlichen Kalkalpen die Drau und die Sau. So sind die Alpen
infolge ihrer Größe und Höhe das Quellgebiet einer Menge von bedeu-
tenden Flüffen, denen unzählige Bäche ihr Wasser zuführen. Da die
Flüsse aus beträchtlicher Höhe kommen, sind sie während des ganzen
Jahres wasserreich und senden sie ihr Wasser meist in herrlichen Sturz-
bächen und Wasserfällen die Felsen hinab (so der Staubbach, ein Zufluß
der Aar aus der Gegend der Jungfrau, 300 m tief) den Tälern zu,
Schutt und Geröll mit sich führend. Auch in den Tälern, die durch die
Tätigkeit des Wasfers tief eingefurcht sind, eilen die Flüsse zwischen hohen