Full text: Deutschlands Kolonieen

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Die deutschen Kolonieen in Afrika. 
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Hausrat ausgestattet sind. In diesem Hause wohnt der Häuptling 
mit seiner bevorzugten Ehefrau, während die übrigen Frauen und 
die Kinder in einer nahegelegenen langen Hütte (mit vielen Thüren 
und Räumen) untergebracht sind. Die Sklaven wohnen in be- 
sonderen kleinen Hütten. 
Die Hütten sind mit Palmengrün und Gruppen von Kultur- 
pflanzen umgeben. In dem nahen Buschwerk und auf den Gras- 
flächen treiben kurzbeinige Ziegen, langhaarige Schafe, spitzrüsselige 
Schweine, große Enten und kleine Hühner ihr Wesen. Dazu 
kommen an Haustieren noch furchtsame Katzen und scheue, haß- 
liche Hunde. 
c) Nahrungsquellen. Die Gebirgsbewohner und viele Be- 
wohner des Binnenlandes treiben in erster Linie Ackerbau. An 
den Ufern der Flüsse dehnen sich in der Nähe der Dörfer große, Herr- 
liche Fruchtfelder aus, welche lohnenden Ertrag abwerfen. Auch 
beschäftigen sich diese Binnenvölker mit allerlei Handarbeit, schnitzen 
Geräte und Schmucksachen aus Holz und Elfenbein und verfertigen 
Koch- und Trinkgefäße aus Thon. — Die Küstenbewohner und 
Anwohner der großen Flüsse dagegen treiben lediglich lohnenden 
Handel. Der freie Dualla namentlich hält jede Handarbeit für 
schimpflich und überläßt die Bestellung der Fruchtfelder seinen 
Weibern und Sklaven. Mit großem Eifer suchen diese schwarzen 
Handelsleute es zu verhindern, daß die Weißen mit den Binnen- 
Völkern unmittelbare Handelsverbindungen anknüpfen. Die Europäer 
empfangen daher, wie in Togoland und anderen Küstengebieten, die 
Ausfuhrprodukte oft erst aus dritter Hand. Die einflußreichsten 
und reichsten Handelsleute unter den Eingebornen sind die beiden 
Könige Bell und Aqua. Sie unternehmen nicht selten weite 
Handelsreisen und legen ist ihren übrigens streng abgegrenzten 
Handelsgebieten große Faktoreien an. So hat deren viele König 
Bell im Gebiete des Mungo. Ihre Waren bringen die Ein- 
gebornen entweder zu den europäischen Faktoreien oder nach den 
Hu lks. Dieses sind abgetakelte — meist alte — Schiffe, welche 
im Flußbett verankert werden, und auf welchen die Weißen sich 
häuslich eingerichtet haben. Der untere Schiffsraum dient als 
Warengelaß, das Zwischendeck als Kaufplatz, die Kabinen sind in 
Wohnzimmer verwandelt, und das überdachte Hinterdeck wird als 
Speisesaal benutzt. Die Eingebornen bringen Palmkerne, Palmöl, 
Elfenbein und Gummi auf den Markt, wogegen die deutschen
	        
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