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sie immer nach derselben Richtung? Es geschieht dies aus
demselben Grunde, aus dem der Stein auf die Erde fällt,
wenn er unserer Hand entgleitet, denn sie stehen unter dem
Einfluß der Anziehungskraft des Mittelpunktes der Erde,
welche Kraft man Schwere nennt. (Physik, Abschn. 4.) Je¬
der Regentropfen fällt zur Erde, weil er durch diese An¬
ziehungskraft hinunter gezogen wird. Wenn er den Boden
erreicht hat, so steht er noch immer unter demselben Ein¬
fluß und er fließt abwärts in den ersten Kanal, den er
finden kann. Der Fall aus den Wolken auf die Erde ist
direkt und schnell, das Herabsteigen von den Bergen zum
Meere als Teil eines Flusses dauert hingegen oft sehr-
lange; die Ursache der Bewegung bleibt aber in jedem Fall
dieselbe. Das Hin- und Herwinden der Ströme, das Rau¬
schen der Stromschnellen, das Brausen der Wassersülle und
das geräuschlose Dahinfließen der tiefen Ströme, das alles
sind Beweise für den großen Einfluß des Gesetzes der
Schwere auf die Gewässer der Erde.
160. — Aus diese Weise durch die Schwere abwärts ge¬
zogen, beginnt diejenige Regenmasse, welche nicht in die
Erde sinkt, den nächsten Abhang hinunter zu fließen und
fließt so lange, bis sie nicht mehr weiter kann. Auf der
Oberfläche der Erde befinden sich Vertiefungen, Seen
genannt, welche einen Teil des fließenden Wassers aus-
halten, gerade wie auch aus den Wegen oft kleine Vertie¬
fungen sind, in denen sich etwas Regen ansammelt. Mei¬
stens lassen sie das Wasser am unteren Ende eben so schnell
wieder ablaufen, wie es am obern hereinströmt, und dienen
daher nicht als dauernde Behältnisse für das Wasser. Die
Ströme, welche aus den Seen kommen, fließen ebenso
weiter, wie vorher, indem sie sich ihren Weg bis zum Meere
bahnen. So ist also der Lauf aller Flüsse ein abwärts füh-