Die deutschen Ostseeländer.
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Industrie, die vorwiegend für den Bedarf der Provinz
arbeitet und nur wenig Nutzen ziehen kann von der Lage
an der .Hauptbahnlinie zur Hauptstadt des Nachbar-
reiches. Die Anstrengungen für die Entwicklung der
Stadt haben sie beinahe zu gleicher Größe mit Stettin,
den, ersten Platze der deutschen Ostseeländer, erhoben
(198 000 Einwohner)' ihre Universität ist der Mittel-
Punkt des geistigen Lebens der deutschen Nordostmark.
Je weiter südlich man von Königsberg emporsteigt,
desto schwächer besiedelt erscheint das Land, bis man in
das weite, waldreiche Gebiet Masurens eintritt, dessen
breite Seespiegel durch Wasserstraßen untereinander und
mit den Strömen Polens wie Preußens verbunden sind.
Tie Dichte der Bevölkerung sinkt hier unter 40 auf
1 qkm. In der Schule einer wenig freundlichen Natur
ist in Ostpreußen einer der tüchtigsten deutschen Stämme
erwachsen, der in der Erhebung gegen Napoleons Zwing-
Herrschaft allen voranging und ein unvergeßliches Bei-
'viel aufopfernder Vaterlandsliebe gab.
Einen Streifen fruchtbaren, reicher bebauten Landes
zieht durch Preußen das Tal der Weichsel. Namentlich
das Werder zwischen ihren Mündungsarmen gehört zu
den fettesten Weizenländern Norddeutschlands. Hier ver¬
teidigt eine dichte Bevölkerung die Deiche, wenn Hoch-
fluten des Stromes die reiche Erntehoffnung bedrohen.
In nächster Nachbarschaft erhoben sich Westpreußens
blühendste Städte. Die Eisenbahn Berlin-Königsberg,
welche die Arme der schon gespaltenen Weichsel bei Dir-
schau und Marienburg, dem ersten Herrschersitz des
Deutschen Ordens, ans dem hohen rechten Ufer der Nogat
überschritten hat, berührt, bevor sie dem Frischen Haff
sich nähert, am Rande der fetten Marschen, die sein
Südende ausgefüllt haben, die großen Schiffswerften
und Maschinenwerkstätten von Elbing (56 000 Einw.),
das nicht nur auf dem gleichnamigen Flusse und dent
Oberländischen Kanal einen lebhaften Verkehr mit den
Seen der südlichem Höhen unterhält, sondern auch