112
Die deutschen Ostseeländer.
Verkehrs, der 1900 auf 4800 Schiffe mit 1% Million
Registertons Ranmgehalt sich belief, während in Swine¬
münde 800 Schiffe von 380000 Registertons ihre Ladung
löschten. Anderseits belebt sich der Binnenverkehr Stettins,
das der Haupthafen von Berlin und vier erzeugnisreichen
Provinzen ist. Aber außer der Vermittlung der Han-
delsbediirfnisse dieses weiten Hinterlandes weist Stettin
auch eine große eigene wirtschaftliche Produktion auf.
Im Schiffsbau des Kontinents nehmen die Werften des
„Vulkan" einen Ehrenplatz ein. Große Zementfabriken
arbeiten für den Bedarf der Ferne. Für Pommerns
Landwirtschaftsprodukte find die Mühlen, Brauereien,
Brennereien, Zuckerfabriken Stettins ein wichtiges Ziel.
Überall regt sich hoffnungsfrohe Arbeit. . . .
Während die Mündungen der großen Ströme an
den geschlossenen, hafenarmen Küsten der drei alten bal-
tischen Provinzen Preußens eine Konzentration der Be-
völkernng auf drei Großstädte begünstigt haben, treten
an der reicher gegliederten westlichern Uferftrecke der
deutschen Ostsee, in den Bodden und Föhrden Vor-
pommerns, Mecklenburgs und Schleswig-Holsteins eine
größere Anzahl Mittelstädte miteinander in Wettbewerb,
nieist alte, einst seemächtige Glieder der Hansa. Die
Städte Vorpommerns, einer fruchtbaren, erfolgreichen
Landbau treibenden Landschaft, bleiben in diesem Wett-
streit zurück, nicht nur die Universitätsstadt Greifswald,
sondern auch Stralsund, dem der Übergang nach Rügen
nur im Sommer regeres Leben zuführt. Zugunsten
Rostocks (57 000 Einw.), der blühendsten Seestadt Meck-
l.nburgs, fällt die Annäherung der Südspitze Falsters
ans Festland ins Gewicht. Hier genügt eine Überfahrt
von 45 km zwischen Warnemünde und Gjedser durch die
offene See für die Herstellung der schnellsten Verbindung
von Berlin über Rostock nach Kopenhagen. Rostock
nimmt in der Intensität des eigenen Schiffahrtsbetriebes,
in der Reederei, hinter Flensburg und Stettin und neben
Kiel, einen der vordersten Plätze unter den deutschen