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Italien. 
weilen von Estrich, Oefen werden Wenige getroffen. Einen Vor¬ 
schmack von dem, was der Reisende in Rom zu erwarten hat, 
giebt ihm der herrliche Volks platz (piazza del Popolo) am 
Thore gleiches Namens, durch welches der von Norden kommende 
Reisende Rom zuerst betritt. Dieser schöne Platz wird von Meh¬ 
rern schönen Kirchen und neuen pallastähnlichen Gebäuden umge¬ 
ben. Aus seiner Mitte steigt ein 145 Fuß hoher mit Hieroglyphen 
bedeckter Obelisk von rothem Granit empor und von diesem Platze 
lausen die drei schönsten, schnurgeraden Straßen Roms aus, wovon 
die mittlere die schönste und längste Roms ist, der Corso heißt, 
Und die Mitte der gegenwärtigen Stadt durchschneidet, indem sie 
vom Volksplatze an 1450 Schritte lang bis zum Venezianischen 
Pallaste führt. Diese Straße würde, da sie auf beiden Seiten mit 
ansehnlichen Pallasten, Kirchen und Klöstern besetzt ist, eine der 
schönsten der Welt seyn, wenn sie nicht zu schmal wäre, denn 
weil die Trottoirs an beiden Seiten 6 bis 8 Fuß wegnehmen, so 
bleibt in der Mitte etwa nur für 3 Wagen Raum. Hier findet 
man das lebendigste Volkstreiben und hier stellt sich der Römische 
Volkscharakter am sichtbarsten dar. So wie die Hitze des TageS 
sich gelegt hat, drangt sich alles hier zusammen, um der kühlen 
Abendluft zu genießen. Die prachtvollsten Equipagen fahren Schritt 
vor Schritt bis zum Volksthore und kehren dann wieder um, denn 
eS gehört zum Tone der vornehmen Welt, täglich ein Stündchen 
lang auf dem Eorfo spazieren zu fahren. Hier wird unter freiem 
Himmel gekocht und gebraten; bei dem sogenannten Fritteroli, 
mitten auf der Straße warmes Esten feilgeboten; dort sitzen Schrei¬ 
ber, mit der Feder hinter dem Ohre, stets gerüstet, für das des 
Schreibens unkundige Publikum Bittschriften und Liebesbriefe zu 
verfertigen; hier versammelt ein Improvisators einen Kreis von 
Zuhörern um sich; hier und da gaffen Gruppen gcschaftsloser 
Männern umher, stundenlang im dolce far niente versunken 
und in malerischer Drappirung den Mantel über die Schultern 
geworfen; da stehen in einem Kreise von Zuschauern ein Paar 
gemeine Männer, die mit der ganzen Lebhaftigkeit ihres Volks, 
mit wechselseitigen Geberden, die geballte Faust einander entgegen 
werfen, deren Bewegungen der Fremde für das Zeichen eines 
Streites hält, die aber das Moraspiel spielen 2C. Auf dem Corso 
treiben auch zur Zeit des Karnevals die Masken ihr lustiges Ws- 
sen, und werden die Pferdewettrennen gehalten. 
Von den übrigen Plätzen verdienen noch besonders angeführt 
zu werden: 1) der Platz Colonna, der seinen Namen von der 
auf ihm stehenden Antoninssäule hat, welche 116 F. hoch 
ist und aus 28 zusammengefügten Blöcken weißen Marmors be¬ 
steht, von den alten Römern errichtet wurde, und in halberha¬ 
bener Arbeit, die sich spiralförmig von unten nach oben windet, 
verschiedene kriegerische Ereignisse darstellt. Im Innern führt eine
	        
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