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auch ist er nicht einer begrenzten Lehrstufe angepafst, wohl aber ist der Plan ins¬
gesamt wie in fast allen Einzelheiten nach bestimmten methodischen Gesichtspunkten
durchgeführt. Da unter diesen nicht alle auf der Oberfläche liegen, so haben die
nachfolgenden Erläuterungen den Zweck, insbesondere den Lehrer über dieselben auf¬
zuklären. Im allgemeinen sei hier bemerkt, dafs der Atlas einer Mittelstufe des Unter¬
richts dienen soll, für welche es trotz der reichen Produktion auf kartographischem
Gebiete bis heute an einer geeigneten Kartensammlung fehlt. Denn auch die besten
der im laufenden Jahrzehnt nach wirklich neuem Entwurf und Plan erschienenen Schul¬
atlanten gehen im wesentlichen nur durch die Beigabe physikalisch-statistischer Über¬
sichtskarten oder durch die einer Auswahl von interessantere Lokalitäten spezialisierenden
Nebenkarten über den Standpunkt der Elementaratlanten hinaus. Als solche leisten
sie zum Teil Treffliches vermöge der fortgeschrittenen Technik, der derben Generali¬
sierung aller Terrainformen und der Knappheit der Nomenklatur. Aber die weite
Lücke zwischen einem den blofsen Lernstoff zur Darstellung bringenden Kartenbild
und der verwirrenden Fülle einer sogen. Handatlaskarte blieb unausgefüllt.
Indem ich daher meinem Atlas eine ähnliche Stellung unter den vorhandenen
Kartensammlungen anweisen möchte, wie sie mein gröfseres Lehrbuch zwischen den
Schulgeographien und den rein wissenschaftlichen Lehrbüchern einnimmt, vermag
er den Lesern die geeignete Stütze beim Studium des Lehrbuchs zu bieten. Er ist
zum grofsen Teil in engem AnschLufs an den dort kritisch gesichteten Stoff bearbeitet
und tritt damit in die Reihe der immer mehr als Bedürfnis erkannten Publikationen,
in denen Geograph und Kartograph, Lehrbuch und Karte Hand in Hand arbeiten.
Selbstverständlich kann von einer völligen Übereinstimmung des gebotenen Stoffes,
wie sie allenfalls sich zwischen Leitfaden und Elementaratlas denken läfst, für die
Unterrichtsstufe, welche hier in Frage kommt, nicht die Rede sein.
Trotz der in grofsem Mafsstabe betriebenen Generalisierung, wie sie einem in
das Studium einführenden Kartenwerke eigen sein mufs, und der streng methodischen
Auswahl und Beschränkung des Stoffes sollten die Karten doch eine genauere Prüfung
im einzelnen bestehen und skizzenhafte Willkür der Zeichnung nach Möglichkeit aus¬
geschlossen werden. Damit ist aber auch die Grenze der Verantwortung angedeutet,
welche der Herausgeber diesem Kartenwerke gegenüber zu übernehmen vermag. Wie
der Titel besagt, sind nicht nur die Entwürfe mein eignes Werk, sondern die Karten
sind von mir auch mit wenigen Ausnahmen bis in die Einzelheiten der Stoffauswahl und
Anordnung ,,bearbeitet“. Aber gezeichnet sind sie von Mitgliedern der Geographischen
Anstalt zu Gotha. Es ist eine noch viel zu wenig allgemein bekannte Thatsache, dafs
je höher der Kartograph steht, er um so mehr individuelle Anschauungen in den Karten¬
bildern, besonders bei den Terrainformen, zur Darstellung bringt. Trotz guten Willens,
sich den Ideen eines verantwortlichen Herausgebers anzupassen, wird dies dem einen
mehr, dem andern weniger gelingen, und somit bleibt man zu einem sehr grofsen
Teil bei Kartenpublikationen von seinen Zeichnern und deren Eigenheiten abhängig.
Mit aufrichtigem Dank und Anerkennung des unermüdlichen Eifers und der
Hingabe gedenke ich hier vor allem der Mitarbeiterschaft V. Geyers, der den gröfsten
Teil der Blätter gezeichnet und auch manche Einzelheiten, wie Höhenschichten,