Full text: [H. 1, Abt. 1] (H. 1, Abt. 1)

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empor, der Mäuseturm. Hierin soll sich, wie die Sage erzählt, 
der harte, geizige Erzbischof Hatto von Mainz vor den ihn ver¬ 
folgenden Mäusen geflüchtet haben. In Wirklichkeit scheint der 
Turm von alters her als Ausschau (altd. müsen-spähen) und Signal¬ 
station benutzt worden zu sein, und diesem Zwecke dient er 
noch heute.1) Ausgesteckte Flaggen und Ballons mit ihren ver¬ 
schiedenen Stellungen bezeichnen den zu Tal fahrenden Schiffen, 
ob unterhalb -- im Binger Loch! — ein Fahrzeug zu Berg 
fährt. Einige hundert Schritte unterhalb des Mäuseturmes nämlich 
durchsetzt ein hartes Quarzriff unter Wasser quer die Fluten 
des Rheines. Hier bildete noch in historischer Zeit der Rhein eine 
etwa 2 m hohe Stromschnelle, durch die alle Schiffahrt behindert 
wurde. Die Arbeit des Rheines selbst und die Hilfe der Menschen 
verringerten von Jahrhundert zu Jahrhundert das Hindernis; aber 
noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts war diese Stelle nur bei 
sehr hohem Wasserstande ohne Gefahr zu überwinden und auch 
dann meistens nur für die Talfahrt. Bergfahrt war nur sehr selten 
möglich, und die meisten stromauf kommenden Schiffe mußten 
unterhalb des Binger Loches ausgeladen und die Güter zu Lande 
weiter befördert werden. Erst seitdem Preussen hier festen Fuß 
gefaßt hat, ist nun diese alte tausendjährige Arbeit vollendet. 
Durch energische Felsspreugungen, deren letzte und großartigste in 
den Jahren 1830 bis 1832 stattfanden, ist das Übel gründlich be¬ 
seitigt. Sie schufen eine genügend (ca. 70 m) breite Fahrstraße, 
um auch den größten Schiffen Durchlaß zu gewähren. Nur Flößen 
bleibt noch immer die Fahrt durch das Riff gefahrvoll. Der 
schnellere Schuß der Wellen freilich, das Hinabeilen der Wogen 
in dem nunmehr erweiterten Felskanale muß, namentlich bei hohem 
Wasserstande, aufmerksam beachtet werden; denn an ihm allein 
ist das Binger Loch mit seinen Strudeln zu bemerken. 
Einst, in der Vorzeit, bildete an dieser Stelle der Rhein offenbar 
einen Fall. Die gestauten Wasser der Oberrheinischen Tiefebene 
fielen über ein hemmendes Wehr, jenes harte Quarzriff, in das vom 
Rheine selbst in die Masse des Schiefergebirges eingesägte Stromtal. 
Mit der zunehmenden Vertiefung und Regelung seines Bettes nagte 
und feilte der Fluß allmählich auch an diesem Hindernisse und ließ 
0 Nach anderer Meinung haben ihn (den Mautturm) die Erzbischöfe wegen 
Erhebung der Schiffszölle errichtet. Vielleicht kommt dann auch in jener Sage 
zum Ausdruck, was das Volk über die vielen Schiffszölle gedacht hat.
	        
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