Full text: Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte

Concilium zu Konstanz. 
247 
1414-Ul» Concilium zu Kostnitz (Konstanz), 
zugleich Reichsversammlung und in gewisser Art europaiischer Con- 
gress, besucht von italiänischen, deutschen, französischen, englischen, 
später auch spanischen Praelaten (5 Patriarchen, 33 Cardinale, gegen 
200 Erzbischöfe und Bischöfe) und von zahlreichen Fürsten mit 
stattlichem Gefolge (etwa 80,000 Fremde). 
Dreifache Aufgabe des Concils: 1) Unterdrückung der Ketzerei 
(causa fidei), 2) Beseitigung des Schisma (causa unionis), 3) Re¬ 
formation der Kirche (causa reformationis).1 
Von der Reformpartei wird die Abstimmung nach Nationen 
(deutsche, franz., engl., italiän. je eine CWiaistimme) durchgesetzt. 
Papst Johann XXIII., der persönlich erschienen war, wird erst zu 
öffentlicher Abdankung bewogen, entflieht dann aber nach Schaff¬ 
hausen mit Hülfe des Herzogs Friedrich von Oesterreich. Dieser 
in die Acht erklärt, muss sich unterwerfen. Das Concil proclamirt 
(auf Antrag Gersons, des Kanzlers der Pariser Universität) seine 
Superiorität über den Papst, nimmt dann aber zunächst die causa 
fidei in die Hand. Verdammung der Lehren des Engländers Wickliffe 
(1327—1384) und ihres hauptsächlichsten Verbreiters und Fortbilders 
Johann Huss, welcher im Vertrauen auf sicheres Geleit in Konstanz 
erschienen war. Huss verbrannt (Juli 1415, sein Freund Hieronymus 
von Prag 1416). — Auf Huss Verurtheilung folgt die causa unionis. 
Johann XXIII. wird abgesetzt, Gregor XII. verzichtet freiwillig. 
Siegismund geht nach Spanien um Benedict XIII. zur Abdankung 
zu bewegen. Während der langen Abwesenheit des Kaisers Berathung 
der causa reformationis. Nach Siegismunds Rückkehr (1417) wird 
Benedict XIII. vom Concil abgesetzt. 
Die Reformpartei verlangt nun, dass die Reform der Kirche an 
Haupt und Gliedern vor der Wahl eines neuen Papstes vorgenommen 
werde; die Ultramontanen (verstärkt durch die Spanier als fünfter 
Nation) setzen aber eine sofortige Neuwahl durch, so dass die Reform 
scheitert. Martin V. (Nov. 1417) zum Papst erwählt (obgleich mit 
einer Klausel „de fienda reformatione post electionem“), lösst, da 
1 Vergi. Hübler, die Konstanzer Reformation, 1867.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.