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Neuere Geschichte, Vierte £eyiodev VI
27. Juni. Gefecht von Nachod. Gen. Steinmetz (schles. Armej$ besetzt
Nachod ohne Kampf. Dort greifen ihn die öesterreicher un^er Gen.
Ramming mit bedeutenden Streitkräften an, werden aber nach blu¬
tigem Kampfe mit grossem Verluste zurückgeschlagen (2500/ Gef.).
(An demselben Tage hat an der Grenze von Ober-Schlesien statt das
Gefecht von Oswiecim, herbeigeführt durch eine zur Deckung von
Ober-Schlesien von Gen. Graf Stolberg unternommene Offensive in das
feindliche Gebiet.) Prinz Friedrich Karl zwingt durch das siegreiche
28. Juni. Gefecht von Münchengrätz (Schöler, Fransecky, Münster)
die Oesterreicher und Sachsen zum Rückzug (1393 Gef.).
Während dessen liefert die schlesische Armee das
Gefecht von Soor. Der österr. Gen. Gablenz, trotz seines sieg¬
reichen Kampfes am 27. Juni, durch den Vormarsch des Kronprinzen
genöthigt, Trautenau zu räumen, wird von dem preuss. Gardecorps
angegriffen und geschlagen (3000 Gef., 8 Geschütze). Dadurch wird
die Verbindung mit dem zurückgedrängten lsten Armeecorps (Bonin)
wiederhergestellt. Trautenau wird vom Kronprinzen besetzt. Zu
gleicher Zeit siegt Gen. Steinmetz in dem blutigen
28. Juni. Treffen bei Skalitz (2500 Gefangene, 7 Geschütze), aber
mit namhaftem eigenen Verluste.
29. Juni. Treffen von Gitschin. 26,000 Preussen (Prinz Friedrich
Karl) siegen über 42,000 Oesterr. u. Sachsen (3000 Gef.).
Einnahme von Königinhof durch das zur Armee des Kron¬
prinzen gehörige preuss. Gardecorps. Durch das
Gefecht bei Schweinschädel (Gen. Steinmetz) vollendet sich die
beabsichtigte Annäherung der beiden preussischen Heere. Dieselben
werden aber absichtlich nicht vereinigt, sondern in einer Trennung
belassen, »welche, strategisch ohne Gefahr, taktisch sehr grosse Vor¬
theile gewährt.« — Bisher war die Leitung der Hauptbewegungen
beider Heere auf telegraphischem Wege von Berlin aus erfolgt. Am
30. Juni, geht König Wilhelm I. nach dem Kriegsschauplätze ab.
(Chef des Generalstabs Gen. Moltke.) Im Hauptquartier
zu Gitschin wird am 2. Juli der Entschluss gefasst, am folgenden
Tage mit allen Kräften die Oesterreicher anzugreifen, welche hinter
dem Bistritz-Bach mit der Festung Königgrätz und der Elbe im
Rücken standen.