— 28 —
für eine wachsame Verteidigung gesorgt hatten. Dazu feierten sie
gerade ein fröhliches Fest uud hatten unter den Lustbarkeiten den
drohenden Feind ganz vergessen. So wurden die Perser leicht Meister
der Stadt. Mit ihr fiel das ganze Reich in die Gewalt des Cyrus,
auch die Juden, die in der babylonischen Gefangenschaft schmachteten.
Ihnen gestattete Cyrus die Rückkehr in ihr Land, wo sie den zerstörten
Tempel wieder aufrichteten. Nun erstreckte sich des Cyrus Herrschaft
über alle Länder vom Mittelmeere bis zum fernen Indien.
2. Des Lyrus Ende. Nur im Norden des Reiches zu beiden
weiten des kaspischen Meeres machten noch kriegerische Steppenvölker
die Grenzen unsicher. Eines dieser Völker waren die Massageten.
über die eine Frau mit Namen Tomyris als Königin herrschte.
Gegen sie zog Cyrus zu Felde. Er meinte sie am leichtesten durch List
zu besiegen. Als er in ihr Land eingedrungen war, kehrte er zum
Scheine wieder um; doch ließ er ein reichliches Mahl mit vielem starken
Weine zurück, dabei nur wenige seiner untauglichsten Krieger. Bald
kam ein Teil des Massagetenheeres heran, hieb die kleine Schar der
Perser nieder, und alle Krieger setzten sich der vollen Tische froh zum
Lchmaufe. Vom Weine berauscht schliefen sie ein. Da erschien
plötzlich Cyrus mit seinem Heere wieder, schlug die Feinde und nahm
ihren Anführer, den Sohn der Königin, gefangen. Dieser wollte
aber nicht die Knechtschaft ertragen und tötete sich selbst. Nim ver¬
sammelte Tomyris ihre ganze Heeresmacht, und es kam zu einer
schrecklichen Schlacht. Die Perser wurden geschlagen, Cyrus selbst
kam ums Leben. Seinen Kops steckte die siegreiche Königin in einen
Schlauch mit Menschenblut und sprach: „Du des Blutes nimmer
satter Cyrus, du hast mich unglücklich gemacht, weil du meinen Sohn
mit List fingest. Nun will ich dich, so unersättlich du auch warst,
mit Blut sättigen." So endete Cyrus, der das große Perserreich er¬
richtet und dreißig Jahre lang mächtig beherrscht hatte.
j(5* Der Aönig Darms.
1. Kambyfes. Als Cyrus gestorben war, wurde sein Sohn
Kambyses König der Perser. Der war ein grausamer gewalt¬
tätiger Herrscher und so ländergierig, daß ihm sein weites Reich in
Asien nicht groß genug erschien. Daher zog er nach Afrika und unter¬
warf Ägypten. Aber er starb schon nach wenig Jahren, und weil
kein Königssohn vorhanden war, wurde nun ein anderer reicher und
vornehmer Mann, Darius, auf den persischen Thron erhoben.