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Man wählte für die Anstalt die von Wald umgebene Höhe des
Telegraphenberges auf dem linken Havelufer. Der Berg hat seinen
Namen von einer Station des optischen Armtelegraphen, welcher vor
der Zeit der elektrischen Telegraphie, von Berlin nach Koblenz
gehend, die damals getrennten Hälften des Königreichs Preussen ver¬
band. Fern von allem störenden Verkehr liegt hier die Sternwarte,
gegen die Aufsenwelt völlig abgeschlossen, in einem umfangreichen
Waldgebiet, welches für alle Zeiten vor jeder unerwünschten Ver¬
änderung gesichert ist. Eine gute Fahrstrasse führt in einer Viertel¬
stunde vom Bahnhöfe in Potsdam, durch anmutigen Birkenwald an¬
steigend, an das Hauptthor der Anstalt.
Am Wohnhause des Maschinisten vorübergehend, bemerken wir
zuerst ein kleines rundes Gebäude. Es bedeckt den Brunnen, wel¬
cher die Anstalt mit Wasser versorgt, und welcher 46 m bis auf den
Wasserspiegel der Havel hinabsteigt. Der Brunnenschacht ist im
Lichten 3 m breit; eine Wendeltreppe führt bis zum Grunde, und in
einer Tiefe von 24 m unter Tage ist seitlich eine Beobachtungs¬
kammer angelegt, welche von der Oberwelt mit Licht und Luft ver¬
sorgt werden kann. An vielen Stellen des Brunnenschachtes sind
ferner in den Seitenwänden Erdthermometer angebracht, welche es
gestatten, die Erdwärme in verschiedenen Tiefenlagen beständig zu
beobachten. Aueb Fallversuche und Pendelbeobachtungen werden in
diesem Schachte angestellt. In der Tiefe sieht man den zitternden
Spiegel des Wassers, welches von hier nach einem hochbelegenen
Sammelbecken gehoben wird. Die Wohnhäuser für den Direktor
und für die übrigen an der Anstalt thätigen Gelehrten stehen näher
bei dem Hauptgebäude.
Die Sternwarte selbst, ein einfacher aber stattlicher und ge¬
schmackvoller Bau, gliedert sich in drei Teile. Der mittlere schliefst
die wichtigsten Räumlichkeiten in sich und trägt über dem Eingänge
den Turm mit dem Sammelbecken der Wasserleitung, an dem andern
Ende die mächtige Hauptkuppel; daneben erscheinen rechts und links
zwei kleinere Kuppeln. Vor diesen Seitentürmen stehen unter höl¬
zernen Vorbauten die Thermometer, Barometer, Hygrometer und die
übrigen Instrumente zur Beobachtung der Witterung. Diese Instru¬
mente werden ebenso wie die Windfahne auf jeder Sternwarte genau
beobachtet, weil Wärme und Feuchtigkeit auf die Fernrohre, wie auf
alle Beobachtung^ und Messinstrumente grossen Einfluss haben.
Treten wir durch den Eingang in das Hauptgebäude, so führt