Full text: Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen höherer Lehranstalten ([Vorstufe])

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Von Bonifatius. 
Einst fuhr solch ein frommer Mann aus England über das Meer 
herüber nach Germanien. Er trug eine grobe Kutte, die ein Strick zu- 
fammenhielt, und an seinen Füßen Sandalen. 
Winfried. Das war der Mönch Winfried. 
Bei den rauhen Friesen, die an der Nordseeküste Fische fingen und 
vorüberfahrende Schiffe ausraubten, begann er sein frommes Werk. Allein 
sie glaubten seiner Predigt nicht und beteten weiter zu Wotan und Donar. 
Daraus sandte der Papst in Rom den frommen Mann zu den Heid- 
ntschen Hessen und Thüringern. Hier wollte es ihm schon besser ge- 
lingen: viele ließen sich taufen und in der Lehre des Heilands unterweisen. 
Eines Tages kam Winfried in die Nähe des hessischen Dorfes 
Geismar. Da stand eine herrliche Eiche, unter deren Zweigen dem 
Donnergotte Opfer dargebracht wurden. Winfried predigte im Schatten 
des Baumes einer Heidenschar, die sich eingefunden hatte. Dann legte er 
die Axt an die Eiche und ließ sie von seinen Begleitern fällen. Zitternd 
standen die Heiden von ferne und erwarteten, daß der zürnende Gott den 
Frevler durch einen Blitz zerschmettere. 
Allein es kam kein Blitzstrahl vom Himmel. Da begehrten die 
meisten, die zugesehen hatten, die christliche Taufe. 
Der Papst hörte mit Freuden, daß viele in Germanien sich zu 
Bonifatius. Christo bekehrten. Er gab Winfried den Ehrennamen Bonifatius und 
verlieh ihm das höchste geistliche Amt in Germanien: er ernannte ihn 
zum Erzbischof. Als solcher hatte er zu Mainz am Rheine seinen Sitz. 
Da hatte nun der fromme Mann viel Mühe und Arbeit im Dienste 
seines Heilands. Hierhin und dorthin sandte er Glaubensboten, die 
sollten den Heiden den Weg zu Christo weisen. Er selbst durchzog das 
germanische Land und predigte ohne Unterlaß; auch setzte er Bischöfe 
ein, ließ Kirchen erbauen und gründete Klöster, unter denen ihm das zu 
Fulda das liebste ward. 
* 
Das Kloster. War der Ort ausgewählt, an dem ein Kloster erstehen sollte, so 
kamen Mönche mit allerlei Werkzeug herbei. Mit Axt und Säge fällten 
sie die Baumriesen des dichten Waldes oder hoben Gräben aus und 
leiteten das Wasser des Sumpfes ab. Dann brachen sie Steine im Ge¬ 
birge und schleppten sie herzu, brannten Ziegel und löschten Kalk. 
Bald stand ein Kirchlein da und dabei verschiedene Häuser, die einen 
vierseitigen Hof umschlossen; um alle die Bauten wurde eine hohe Mauer 
aufgeführt.
	        
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