Full text: Alte Geschichte (Theil 1)

Geschichte der Griechen. 2z 5 
rvürdigfte m meinem Leben,' sagte er, ift die¬ 
ses , daß ich niemals einen Bürger in Trauer 
vevfeqt habe. 
XXII. Eben so beliebt, und zu großen Un-undAlcibia- 
ternehmungen fähig, aber auch eben so gcfahr- ^ 
lich für die Athenienser, war ein Anverwandter 
des Perikles, Alcibiades. Man hat von ihm 
gesagt, er habe sich gleichstark durch gute und 
durch böse Eigenschaften hervorgetban: das 
heißt, er hatte vortreffliche Gaben von der Na¬ 
tur und durch Fleiß oder Kunst empfangen; aber 
er wandte sie bald sehr löblich, bald sehr schlimm 
an. Er hatte sehr vornehme Aeltern, war der 
schönste Mann zu Athen, und so beredt, daß ihm 
niemand widerstehen konnte. Der weiseste Grie¬ 
che dieser Zeit, Sokrates, leitete ihn zur Tugend 
und Wissenschaft. Dieser brachte ihn zuweilekr 
so weit, daß er Thronen über seine Ausschweü 
fnngcn vergoß; aber sein Leichtsinn und seine hef¬ 
tigen Begierden ließen ihn nicht lange bey guten 
Gesinnungen bleiben. Als Sokrates einmal 
merkte, daß sich Alcibiades auf die Menge sei¬ 
ner Landgüter viel einbildete, führte er ihn zn 
einer Landcharte der Welt, und verlangte, er 
möchte darauf den Ort aufsuchen, wo das athe- 
nienfische Gebiet liege. Da er diesen zeigte, sag¬ 
te Sokrates ferner, nun möchte er auch suchen, 
wo seine Landgüter lagen; als aber Alcibiades 
solche nicht fand, gab er ihm die Lehre, auf Be¬ 
sitzungen nicht stolz zu ftyn, die nicht einmal ei¬ 
nen Theil der Erde ausmachten. Alcibiades 
wur«t
	        
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