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Karl. Wer das Wasser sur kein gutes Getränk
, halt, und wenn er trinken will, glaubt, daß eS Bier
seyn müsse.
Vater. Und denn wobl gar starke- Bier. — Oder
er meint: auf eine jede Mahlzeit gehöre ein Schluck
Branntwein, sonst werde sie nicht verdauet rc. Aber
J ich weiß noch ein Beispiel, wo diese Verwöhnung dem
ganzen Nahrungsstande recht schädlich wird. Dies ist
bei dem gemeinen Manne die einreißende Gewohnheit,
de- Morgens und Nachmittags Thee und Kaffee zu
trinken.
Karl. Wie sollte das so schädlich seyn, lieber Vater?
Vater. WaS gehört zum Kaffee?
Karl. Heißes Wasser, Zucker und Kaffee.
Vater. Wenn z. B. dcS Nachmittag- Wasser
heiß werden soll, waS gehört dazu?
Karl. Dazu gehört Feuer.
Vater. Also Holz. Wächst die Kaffeebohne hier
y zu Lande, und das, woraus der Jucker gemacht wird?
„ Karl. Nein, sondern in fremden Ländern.
Vater. Also es muß gekauft werden; und da-
Geld dafür kommt nicht wieder ins Land, und das Land,
welches kaufen muß, wird armer an Geld. Aber es ist
noch ein Schade dabei: der Mensch, der sich erst an
i diese warmen Getränke gewöhnt hat, wird dadurch, daß
0 er sie endlich übermäßig genießen lernt, weil sie wohl¬
schmecken, weichlich und schwach; wenn er nun die
mit einer üblen Verdauung verbundenen Plagen fühlt,
sucht er sich vielleicht durch Branntwein zu helfen. Die¬
sen lernt er endlich eben so im Uebermaße trinken, und
wird dadurch denn vollends dumm, und zu allen Ge¬
schäften unbrauchbar. Was gehört auch nicht für Zeit
und theures Geschirr zum Kaffeemachen und Trinken!
Karl. Ich hörte sagen, wir Landleute könnten un¬
sere Gerste nicht mehr so gut los werden, wie sonst, weil
die Brau-Nahrung in den Städten ganz aufhöre.
Vater. Die Bemerkung ist richtig. Hast du wohl
deS Schulzen Hans einmal gesehen?
Karl. O ja! er sitzt oft ganz müßig vor der Thür,
stopft seine Tabackspfeife oder raucht oder klopft sie aus.
Vater. Sieh! auch das ist ein unnöthiges Bedürf¬
niß und eine üble Angewohnheit; statt daß er arbeiten