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und der Genußsucht förderlich, d) die stoische, gestiftet von
Zenon (362 — 264), vielfach als eine ernstere Sittlichkeit fördernd
im Leben wirksam, e) die skeptische, gestiftet durch Pyr-
rhon (376 — 288) und weiter geführt durch den Peripatetiker Ar-
ke silaos (318) , die Gewisheit aller Vorstellungen leugnend. Es
versteht sich, daß die Philosophie den Verfall der Religionen nicht
aufhielt, sondern förderte. — 2) die Beredsamkeit schwand
mit den Veränderungen im Staatslehen und ward Dienerin der
Herscher; dagegen fand die Rhetorik auf den von Isokrates und
Aristoteles geschaffnen Grundlagen große Ausbildung und gewann
Einfluß auf die Darstellung der übrigen Wissenschaften. — 3) die
Geschichtschreibung nahm das falsche Pathos und den
Schwulst von denHöfenundder Zeitrichtung an (Einfluß des Orients
auf die griechische Sprache), gewann aber auch bedeutendes Ma¬
terial durch die Bekanntschaft mit bis dahin unaufgeschloßnen
Ländern und Völkern. Zu bemerken sind die Geschichtschreiber
der Thaten Alexanders des Gr.: Nearchos, Onesikritos,
Ptolemäos. Verdienste um die Chronologie erwarb sich Ti-
mäos (290 — 250). Die babylonische Geschichte schrieb Bero¬
sos (280), die ägyptische Manetlio.— 4) die Geographie,
auf deren Gebiete sich lebhafter Erforschungstrieb regt, ward
durch Eratostbenes (276 — 194) auf mathematische Grundlagen
gebaut. — 5) eine neue Schöpfung dieses Zeitraums ist die Gram¬
matik, in weiterem Sinn alles, was zum Verständnis der Litera¬
tur gehört, umfaßend, vorzüglich gepflegt an den Höfen von
Al exandri en (Museum. Bibliothek) und Pergamon. Zeno-
dotos (geb. 280), Aristophanes von Byzanz (221-—180), vor
allen Aristarchos (um 170). — 6) die Medicin gewann durch
die Anatomie und die von Aristoteles begründete, an Material
ungemein bereicherte wissenschaftliche Naturforschung. Gründer
von Schulen waren Herop hilos und E rasist ratos. — 7) in
der Mathematik leisteten für alle Zeit Bewundernswertes
E ukl e i d e s (unter Ptolemäos I) und Archimedes (f 212). Als
besondrer Zweig erhielt die Mechanik durch Archimedes,
H er o n und Ktesibios Ausbildung. — 8) um die Astronomie
erwarb sich außer Archimedes die anerkennenswertesten Ver¬
dienste Aristarchos von Samos.
Die Poesie gewann zwar durch die Grammatik theoretische
Regeln, ward aber durch den ganzen Charakter der Zeit gelehrt,
steif, schwülstig, innerlich unwahr. Beweis dafür ist Lyko-
phron (um 280; Kassandra). Höher stehen Kallima ch o s (in der¬
selben Zeit) und der Epiker Apollonios von Rhodos (zwischen
240 und 200). Gedeihen fand, da das Zeitalter von seiner Un¬
natur Erholung in der Betrachtung der Natürlichkeit suchte, die
bukolische Gattung, als deren Meister Th e o k r i tos aus Si-
cilien dasteht (um 270).
Auch die bildenden Künste zeigen durch die Vorliebe für
die Kostbarkeit des Materials, Kolossalität und luxuriöse Pracht