III. Die nähere, Umgebung
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lassen. Das Mühlenhaus ist gewöhnlich viereckig, zwei Stock hoch und
oben mit einem Bretterdach versehen.
hinten ragt aus dem Mühlenhause der lange Orehbalken, der
an seinem Ende eine Kette trägt. Diese führt zu einem Göpel. Dreht
nun der Müller die senkrechte Welle des Göpels um sich selbst, so wickelt
sich die Rette um die Welle, zieht den Orehbalken nach sich und dreht so
das Mühlenhaus auf dem Lock der jeweiligen Windrichtung zu. 5lus-
sehen und Drehung einer Holländer-Mühle!
Da, wo das Dach beginnt, liegt quer über dem Mühlenhause ein
dicker runder Baumstamm, der vorn herausguckt. Das ist die TP eile,
welche von den Mühlenflügeln gedreht wird. Die Flügel sind an dem
außen sichtbaren Ende der Welle angebracht und bestehen aus kreuzweise
übereinander genagelten Latten oder kleinen beweglichen Brettchen. Lei
der Lattenkonstruktion muß der Mühlenflügel noch mit Leinwand über-
zogen werden. Bei schwachem Wind werden die Lrettchen zugeklappt oder
die Leinwand wird über die Flügel gezogen, damit kein Wind hindurch
kann - bei starkem Wind rollt man die Leinwand zusammen oder stellt die
Brettchen senkrecht zum Flügel, um den Wind cjanz oder teilweise durch¬
zulassen.
Das Mahlen geschieht im Mühlenhause selbst. 5ln der Welle sitzt
ein Kammrad - dieses wird mit der Welle zugleich gedreht, greift in die
Zähne eines anderen Rades und bewegt so eine senkrecht stehende Welle,
an welcher der obere, drehbare Mahlstein (Läufer) sich befindet. Unter
diesem liegt ein zweiter Mahlstein (Bodenstein) fest. In beiden Steinen
sind auf der einander zugekehrten Seite Rillen eingemeißelt. Beide Steine
bilden einen Mahlgang.
Der „Läufer" hat in seiner Mitte eine Dffnung (dasKuge). Über
diesem steht ein sich nach oben erweiternder Holzkasten („Rumpf"), der
sich in einem Rahmen hin und her bewegt und unten, an Schnüren hängend,
den „Schuh" trägt. Durch Rumpf, Schuh und 5luge gelangt das Getreide
zwischen die beiden Mühlsteine und wird dort zu Mehl zerrieben. Will
der Müller feines Mehl haben, so stellt er beide Mühlsteine enge zu-
sammen- soll es grob werden (Schwarzbrot- Schrot, Graupe), so stellt
er sie weiter auseinander. Die zurückbleibenden hülsen werden als Kleie
dem Futter der Schweine beigegeben.
Die Mühle gehört dem Müllermeister - sein Geselle besorgt das
Mahlen und ein Knecht holt das Getreide zur Mühle und fährt das Mehl
an. Für das Mahlen erhält der Müller von jedem „Scheffel" eine
„Metze" (i/i6 Scheffel) oder das Geld dafür (2 Pfund werden als „ver-
staubung" in Kbzug gebracht), der Geselle 10 pfg. Mahlgeld. Der Geselle
bekommt vom Meister einen Wochenlohn von 6 bis 12 Mk. Was verdienen
Meister und Geselle, wenn 80 Zentner Roggen gemahlen wurden? Wie-
viel Zentner kann eine Mühle in einer Woche (30 Tagen) mahlen, wenn
Marquardt, Heimatkunde u. Arbeitsschule 14