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btt während seines Kreuzzuges in sein apulisches Königreich eingefallen
waren. Er zwang den Papst zum Frieden und zur Aufhebung des Bannes.
Die nun folgende Friedenszeit benutzte Friedrich namentlich dazu, um sein
sicilianisches Königreich (Neapel und Sicilien) in einen wahren Musterstaat
zu verwandeln. Dann aber hatte er wieder gegen die lombardischen
Städte zu kämpfen. Er siegte bei C o r t e n u o v a (1237), entzweite sich
aber von neuem mit dem Papste Jnnoeenz IV. Dieser ließ ihn durch die
Kirchenversammlung zu Lyon für abgesetzt erklären und bewirkte, daß der
Landgras Heinrich Raspe vonThüringen zum Kaiser gewählt wurde.
Dieser nur von geistlichen Fürsten gewählte Gegenkaiser konnte sich jedoch
nicht behaupten und starb bald. Aber die Entzweiung in Deutschland dauerte
sort, und Friedrich rieb sich in steten Kämpfen in Italien auf. Er starb in
Unteritalien.
6. Konrad IV. (1250—1254), Friedrichs Sohn, hatte zum Gegenkönig
Wilhelm von Holland, der nach Raspes Tod von der päpstlichen
Partei gewählt worden war. Um sich das Königreich Neapel zu erhalten,
ging Konrad nach Italien. Dort starb er aber nach kurzer Regierung, 1254.
§ 56.
Das Interregnum; Ausgang der KreuMge.
1. Das Interregnum, 1254 —1273. Mit dem Tode Konrads IV.
trat ein längeres Interregnum, d.h. Zwischenreich, ein, 1254—1273.
Als nämlich zwei Jahre nach Konrads IV. Tode sein Gegenkönig, Wilhelm
von Holland, auf einem Zuge gegen die Friesen erschlagen worden war,
erkauften zwei Ausländer die deutsche Königswahl mit Geld; der eine
Teil der bestochenen Fürsten wählte den englischen Grafen Richard von
Eornwallis, der andere den König Alfons von Kastilien. Beide
blieben ohne Ansehen im Reiche; Richard kam selten, Alfons niemals nach
Deutschland. Die wichtigsten kaiserlichen Rechte gingen an die Fürsten ver-
loren; das deutsche Reich begann sich mehr und mehr in einzelne Landes-
gebiete aufzulösen. Zerrüttende Fehden, Raubwesen und Faustrecht erfüllten
diese kais er lose Zeit.
In diese Zeit des Interregnums fällt auch der gänzliche Untergang des
hohenstaufifcheu Geschlechts, sowie der letzte Kreuzzug.
2. Untergang der Hohenstaufen. Konrads IV. Sohn Konradin
(d. i. der kleine Konrad) war bei des Vaters Tode noch ein unmündiges Kind.
Sein Erbland Neapel und Sicilien nahm, auf Einladung des Papstes, der
Gras Karl von Anjou, der Bruder des Königs Ludwig des Heiligen von
Frankreich, in Besitz. Konradin, in Deutschland aufgewachsen, zog als fünf-
zehnjähriger Jüngling zur Eroberung seiner Erblande mit einem Heere über