Full text: Von Europa, Portugall, Spanien, Franckreich, England, Schottland, Ireland, Niederland, Schweitz und Italien (Theil 1)

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Zu den Handelsverträgen. 
und damit ein Werk, das für die finanzielle, wirtschaftliche und 
politische Zukunft des Reiches von fundamentaler Bedeutung ist, 
einem glücklichen Abschluß entgegenführen werden. Über die all— 
gemeinen wirtschaftspolitischen Ziele, die wir bei der Erneuerung 
unserer Handelsbeziehungen zum Auslande verfolgen, habe ich mich 
mehr als einmal eingehend von dieser Stelle ausgesprochen, und 
ich möchte mich heule auf die nachstehenden Gesichtspunkte be— 
schränken. 
1. Wer auf die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands zurück— 
blickt, wird sich der Überzeugung nicht verschließen können, daß 
Industrie und Handel während der letzten Jahrzehnte an Umfang 
und an Bedeutung sehr erheblich zugenommen haben. Unter dem 
Schutz des Tarifs von 1879 und seiner Ergänzungen erstarkte all— 
mählich die deutsche Industrie und nahm ihre Entwicklung zum 
Großbetriebe. Da trat in den 80er Jahren bei den Handelsstaäten 
das Streben hervor, sich mit hohen Zollschranken abzuschließen und 
der deutschen Industrie den Absatz der überflüssigen Erzeugnisse in 
das Ausland zu erschweren. Aber diese uns drohende Gefahr des 
Erstickens in Überproduktion wurde anfangs der Wer Jahre durch 
den Abschluß der Handelsverträge im wesentlichen beschworen, und 
es wurde durch jene Handelsverträge eine feste Grundlage für den 
internationalen Warenaustausch auf eine längere Reihe von Jahren 
geschaffen. Seitdem nahmen Industrie und Handel bei uns einen 
glänzenden Aufschwung, der 1896 einsetzte und bis um die Mitte 
des Jahres 1900 dauerte. Von diesem Zeitpunkte an flaute die 
wirtschaftliche Aufwärtsbewegung allerdings ab, Handel und Wandel 
gerieten ins Stocken, es zeigten sich sowohl auf dem inneren Markte 
wie in den auswärtigen Absatzverhältnissen gewisse Schwierigkeiten. 
Immerhin vermag dieser teilweise Umschlag an dem gesamten Bilde 
einer Periode des Aufblühens von Handel und Wandel unter der 
Herrschaft der Handelsverträge nichts Wesentliches zu ändern. Auch 
heute deuten die Einnahmen aus dem Eisenbahnverkehr darauf hin, 
daß diese Geschäftsstockungen im großen und ganzen überwunden 
in und Handel und Industrie wieder unter günstigeren Auspizien 
arbeiten. 
2. Dagegen ist die Lage unserer heimischen Landwirtschaft, 
welcher durch jene Handelsverträge ein großer Teil ihres Schutzes 
genommen war, infolge des fortgesetzt unbefriedigenden Staͤndes 
der Getreidepreise, infolge des Hinzütretens anderer ungünstiger 
Produktionsbedingungen eine immer kritischere geworden. Die Er— 
gebnisse der letzten Volkszählung lassen deutlich die Verschiebungen 
erkennen, welche sich innerhalb der Bevölkerung des Deutschen 
Reiches zu ungunsten der Landwirtschaft während der letzten Jahr— 
zehnte vollzogen haben. Im Jahre 1871 waren 64 Prozent der 
Bevölkerung in ländlichen Gemeinden, d. h. in Gemeinden bis zu 
2000 Einwohnern, 1895 hielten Stadt und Land sich ungefähr das
	        
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