208 
Zweiter Teil. In Dorf und Heimat 
von keinem anderen Düngemittel übertroffen werden. Die festen Über¬ 
reste der Nahrung unserer Haustiere, der Harn, die durch die Nieren ab¬ 
geschiedenen Stoffwechselerzeugnisse und die Linstreu setzen den Stall¬ 
mist zusammen. Sind die festen Nahrungsreste naturgemäß weniger 
wirksam, weil sie schwer zersetzlich sind, so bietet der Harn gelöste, 
leicht aufnehmbare Pflanzennahrung dar, besonders Stickstoff und Kali. 
Je nach Tiergattung und Art, nach Alter und Gebrauch der Tiere und 
nach ihrer Ernährung, aber auch je nach Art der Einstreu, zu der vor¬ 
nehmlich Stroh von Getreide und Torfstreu, im Notfall aber auch Laub, 
Sägemehl, Heidekraut, ja Erde u. dgl. verwendet werden, ist die Zu¬ 
sammensetzung des Stallmistes in weiten Grenzen wechselnd. Über auch 
die Aufbewahrung ist von wesentlichem Einfluß. Nicht allein können 
Verluste an gelösten Stoffen durch wegfließen oder versickern entstehen, 
sondern es finden auch sehr verwickelte Zersetzungen statt, durch die der 
Mist an Masse verliert, schwindet und vor allem erhebliche Einbuße an 
dem wertvollsten Stickstoff erleiden kann. Der Landmann muß daher 
den Stallmist sehr sorgsam verwahren, sei es im Tiefstall oder in wasser¬ 
dicht hergerichteter vüngerstätte, um die Verluste an wichtigen Stoffen 
durch möglichstes Abschließen von der Luft zu hemmen. Wer es kann, 
gibt seinen Ackern alle 3—4 Jahre eine Stallmistdüngung und gewährt 
sie vor allem solchen Gewächsen, die eine langsame, stetige Wirkung 
bevorzugen, wie Nartoffeln, Nüben, Gemüsearten, Naps, aber auch 
Gbstbäume, wiesen und andere Futterfelder verschmähen eine Gabe 
nicht. Zeitig vor der Saat wird der Mist hinausgefahren, sofort gebrei¬ 
tet und baldigst flach eingepflügt, von schwacher Erdschicht bedeckt, be¬ 
ginnt er sich zu zersetzen, allmählich werden die Nährstoffe frei und auf- 
nehmbar, wobei winzige, zahllose Lebewesen eifrigst mitwirken, und 
die Pflanzenwurzeln können nun sich der dargebotenen Nahrung bedie¬ 
nen. Die kohlenstoffhaltigen Teile verrotten, sie bilden Humus, wär¬ 
men den Boden, lockern ihn und halten die Feuchtigkeit zusammen. 
So ist Stallmist ein gar wichtiger Erzeuger der Bodenfruchtbarkeit, der 
sogenannten alten Nraft. 
Selten gelingt es dem Landwirt, die flüssigen Teile im Stallmist 
ganz zurückzuhalten, oft beabsichtigt er es auch gar nicht, und so erhält 
er ein zweites Düngemittel bekannter Art, die Fauche. In wasserdich¬ 
ten Gruben wird sie aufgesammelt und, um vorzeitige Zersetzungen zu 
verhindern, vor dem Zutritt der Luft möglichst verwahrt. Ihr haupt¬ 
teil ist Wasser, bis 99 %, außerdem sind in ihr leicht verzehrbare Stick¬ 
stoff- und Naliverbindungen enthalten, daher auch ihre schnelle, trei¬ 
bende Wirkung. Alle Gewächse, die Stickstoff und Kali nötig haben und 
etwas geile Ernährung vertragen, können mit ihr gedüngt werden. So 
fahrt'man sie auf Nüben- und Gemüseäcker, gibt sie dem Futtermais, in 
kleineren Mengen auch dem Getreide, den Wiesenpflanzen und Bäumen. 
Die Wirtschaftsdüngemittel sind damit noch nicht erschöpft, wer 
holz zu brennen gewohnt ist, erhält in der Holzasche ein vorzügliches 
Düngemittel, das im Naligehalt dem Nainit gleicht, aber auch Phos¬ 
phorsäure und Nalk bietet, vorzügliche Dienste leistet die Holzasche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.