fullscreen: Deutsche Geschichte bis 1648 (Teil 2)

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gedrungen war, mußte er den Rückzug antreten. Bei dieser Gelegenheit 
wurde die Nachhut des Heeres in den Schluchten der Pyrenäen, der Sage 
nach im Tale Roncesvalles, vernichtet, wobei auch Ruotlaud, der Mark- 
gras in der Bretagne, seinen Untergang fand (die romanische Rolandsage). 
Erst in späteren Kämpfen wurde der Landstrich südlich der Pyrenäen 
erobert und die spanische Mark eingerichtet. 
Die Nachricht von Karls Unfällen reizte die Sachsen zu einem neuen 
furchtbaren Aufstande, dessen Führer Karls heftigster Feind, der Westfalen- 
fürst Widukind, wurde, der vielleicht schon früher die Seele aller Kämpfe 
gegen Karl gewesen war. Aber neue Siege Karls schmetterten die Em- 
pörung nieder. Er führte nun die fränkische Verfassung und Gaueinteilung 
im Sachsenlande ein und wandte gegen die Abtrünnigen blutige Strafen 
an. Das bewog die Sachsen zu einem neuen Kampfe. Zur Heeressolge 
gegen die slavischen Sorben aufgeboten, vernichteten sie verräterischer Weise 
ein verbündetes fränkisches Heer am Süntel. Zornerfüllt eilte Karl her¬ 
bei und ließ zu Verden a. d. Aller, wie es heißt, 4500 Empörer an 
einem Tage hinrichten, erregte aber dadurch eine allgemeine Erhebung. 
Zum ersten Male stellten sich ihm die Sachsen zu offener Feldschlacht, 
aber sie unterlagen im Jahre 783 bei Detmold und an der Hase, und 
nach den Feldzügen der beiden folgenden Jahre war das Land bis zur 
Elbe unterworfen. Widukind verzweifelte an weiterem Widerstände, er 
erschien 785 im Lager Karls des Großen und ließ sich mit vielen Sachsen 
taufen. Nun war die Kraft der Sachsen gebrochen, aber noch bis 804 
kam es namentlich bei den Ostfalen und Nordalbingern wiederholt zu 
Ausständen, die Karl dadurch brach, daß er zahlreiche Sachsen nach Franken 
führte und die leergewordenen Gegenden teils mit Franken, teils mit 
slavischen Obotriten bevölkerte. 
Um das Christentum bei den Sachsen zu erhalten und zu befestigen, 
gründete Karl die Bistümer Münster und Osnabrück sür Westfalen; 
Minden, Paderborn, Verden und Bremen für Engern; Halberstadt (Seligen- 
stadt) und Hildesheim (Elze) für Ostfalen oder Nordthüringen. Gegen das 
Heidentum gab er strenge Gesetze, wie aus dem Kapitulare von Pader- 
born aus dem Jahre 782* ersichtlich ist. 
4. Seit der Zeit der Merowinger waren die Herzöge vonBayern den 
Franken lehnspflichtig; weil sie sich aber freiwillig dem Frankenreiche ange- 
schloffen hatten, war ihnen viel Selbständigkeit geblieben. Als nun Karl von 
dem Herzog Tassilo von Bayern unbedingte Unterwerfung verlangte, weigerte 
dieser den Gehorsam, und um sich Karls nachdrücklich erwehren zu können, 
schloß er ein Bündnis mit den Avaren, einem sinnisch-türkischen Reiter-
	        
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