Object: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

braucht wurden. Ueberhaupt hatte der König für alles Fran¬ 
zösische eine entschiedene Vorliebe, die größtentheils von seiner 
ersten Erziehung herrührte, welche ganz französisch war. In 
seinen Jugendjahren stand die deutsche Sprache und Literatur 
gegen die ausgebildetere französische noch zurück und schwang 
sich erst nach dem siebenjährigen Kriege zu einer bewunderungs¬ 
würdigen Höhe empor. Da aber konnte der erste Jugendein¬ 
druck nicht mehr vertilgt werden, und seine früh gefaßte Vor¬ 
liebe für alles Französische blieb bis an seinen Tod. Franzosen 
waren seine liebsten Gesellschafter, und unter ihnen behauptete 
Voltaire den ersten Rang. Er berief diesen Gelehrten nach 
Potsdam, erzeigte ihm fürstliche Ehre und lebte mit ihm auf 
seinem Lustschlosse Sanssouci ein ganzes Jahr hindurch in 
Wissenschaftlicher Beschäftigung. Sanssouci war gleichsam ein 
Tempel der Musen. Dort verweilte der König am liebsten, 
wenn er von den ernsten Sorgen der Regierung ausruhete. 
Hier hatte er immer einen Kreis französischer Gelehrten um sich. 
Von den deutschen Gelehrten dagegen hatte er eine sehr ge¬ 
ringschätzende Meinung und kümmerte sich wenig um sie. Er 
las nur französische Bücher und schrieb auch größtentheils nur 
in französischer Sprache; in der deutschen konnte er sich nicht 
einmal richtig ausdrücken. Seine vielen schriftstellerischen Werke 
zeugen zugleich von der außerordentlichen Thätigkeit und dem 
großartigen Sinne dieses Königes, der gleich nach dem Waffen¬ 
geräusche auf seiner stillen Studirstube bei den Wissenschaften 
wieder Erholung suchte. Je größer aber die Achtung war, 
welche seine Unterthanen gegen ihn hegten, um so mehr schmerzte 
es sie auch, daß ihr großer König sich so enge an die aber¬ 
witzigen Fremdlinge schloß, deren Urtheil gewiß nicht geeignet 
war, ihn gegen die deutschen Gelehrten gerechter zu machen. 
Am wenigsten erfreuete sich das Kirchen- und Schulwesen der 
Aufmerksamkeit des Königes. Dagegen blieb dem Kricgeswesen, 
auf welchem Preußens Macht vorzugsweise beruhete, ihm stets 
eine angelegentliche Sorge. Daher auch die Errichtung der 
Ritterakademien und Kadettenhäuser zur Bildung des jungen
	        
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