IV. Schilderungen und Lieder.
(Gott. — Natur. — Vaterland.)
124. Wo wohnt der liebe Gott.
Von Wilhelm Hey (1789-1854).
l. Wo wohnt der liebe Gott? —
Sieh dort den blauen Himmel an,
Wie fest er steht so lange Zeit,
Sich wölbt so hoch, sich streckt so weit,
Dass ihn kein Mensch erfassen kann l
Und sieh der Sterne goldnen Schein,
Gleich als viel tausend Fensterlein 1
Das ist des lieben Gottes Haus,
Da wohnt er drin und schaut heraus
Und schaut mit Vateraugen nieder
Auf dich und alle deine Brüder.
*. Wo wohnt der liebe Gott? —
Hinaus tritt in den dunkeln Wald,
Die Berge sieh zum Himmel gehn,
Die Felsen, die wie Säulen stehn,
Der Bäume ragende Gestalt!
Horch, wie es in den Wipfeln rauscht!
Horch, wie’s im stillen Tale lauscht!
Dir schlägt das Herz, du merkst es bald,
Der liebe Gott wohnt in dem Wald.
Dein Auge zwar kann ihn nicht sehen,
Doch fühlst du seines Odems Wehen.
3. Wo wohnt der liebe Gott? —
Hörst du der Glocken hellen Klang?
Zur Kirche rufen sie dich hin.
Wie ernst, wie freundlich ist’s darin,
Wie lieb und traut und doch wie hang!
Wie singen sie mit frommer Lust!
Wie beten sie aus tiefer Brust!
Das macht, der Herrgott wohnet da;
Drum kommen sie von fern und nah,
Hier vor sein Angesicht zu treten,
Zu flehn, zu danken, anzubeten.