Full text: West- und Süd-Europa (Bd. 1)

Frankreich. 223 
festgesetzte Unterredung vermehrte nur den Haß, den sie 
gegen einander empfanden. Der Herzog von Guise, der 
Konnetable von Montmorenci, und der Marschall von 
St. Andre', welche das Reich regierten, konnten keine 
andern als blutige Anschläge fassen, da der grausame 
Philipp U von Spanien den größten Einfluß in ihre 
Entschlüsse hatte. Die Häupter der Protestanten Kon- 
de', und der Admiral Koligni in ihren eigenen und den 
Freyheiten ihres Gewissens gekrankt, griffen endlich zu 
den Waffen, und so kam es zu einem Kriege, der von 
beyden Seiten mit allerUnmenschlichkeit geführtward- 
die man sich gegen Menschen erlaubt, welche man der 
ewigen Verdammniß werth halt. Nach vielern vergos¬ 
senen Blute, nach häufigen allezeit jahling wieder ge¬ 
brochenen Friedensschlüssen, nachdem Konde' in dem 
Treffen bey Jarnak getödtet war, und Heinrich voll 
Navarra an der Spihe der Protestanten stand, sann 
der Hof einen Plan aus, den der Erbfeind des mensch¬ 
lichen Geschlechts selbst nicht besser hätte erfinden kön¬ 
nen. Karl und seine Mitverschwornen sprachen nichts 
als Friedenöversicherungen, der König bot dem Prin¬ 
zen Heinrich seine Schwester zur Gemahlinn an, alles 
hoffte Ruhe, und die Protestanten eilten haufenweise 
nachParis, das Fest der allgemeinenVersöhuung feyern 
zu helfen. Schon waren vier Tage unter Lustbarkeiten 
verflossen, während daß sich der Hof zur Ermordung 
seiner unglücklichen Hintergangenen Unterthanen rüstete. 
Die Nacht vom 23 bis 24 August, jene schreckliche 
Bartholomäusnacht, die ein unauslöschlicher 
Schandfleck in der Geschichte dieses Landes bleiben wird, 
ward zum Blutbade erkohren. Von Mordlust getrieben 
eilten die Henker, nachdem daö Zeichen mit der Schlo߬ 
glocke gegeben war, auf die Erwürgung der wehrlosen 
Protestanten aus. Koligni ward in seinem Bette ermor¬ 
det, sein Leichnam zum Fenster herausgeworfen, der 
Kopfabgehauon, und balsamirt nach Rom geschickt. 
Mord
	        
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