6?6 Hewetien.
mi einem ondern prangen die Bäume mit den Früch»
ten des Sommers; hier sieht man reise Trauben im
Sonnenstrahl glühen, und eine kleine Strecke davon
stoßt man wieder auf eine Gegend von drei) teutschen
Meilen, welche völlig unfruchtbar, überall mit spie¬
gelhellem Eise bedeckt ist, und wo man im heißesten
(Sommer todt frieren kann. So fürchterlich aber
nach diesem allen das Bündtnerland auch scheinen
möchte, so hat es doch viele fruchtbare Gegenden, in
denen gegenwärtig schon für die Hälfte des Landes
das nörhige Getraide erzeugt wird, und, bey mehr
Sorgfalt für den Ackerbau, für das ganze Land ge-
bauet werden könnte. Vorzüglich aber findet man
Obst, allerley eßbare Beeren, und vielen Wiese-
wachs, welcher auch Ursache ist, daß die Hornvieh-
Schaf- Ziegen- und Schweinezucht den größten Reich¬
thum des Landes ausmachet; denn Pferde können
wir nicht hieher rechnen, da die im Lande fallenden so
übel find, daß die Bündtner sie selbst nicht gut zu
brauchen im Stande find. Die Eisberge selbst, wo
ste Felsen zum Grunde haben, liefern Glimmer, Eisen,
Spießglas unb schwefelichten Markasit. Ueber Ga¬
lanken findet man einen Stein, welcher Gold, Eisen
und gelben Oker hat. Der Berg Kukalin enthalt
einen filber- und kupferhaltigen Stein. Nicht weit
von Disentis ist eine Gold- Silber und Kupferader;
bey Flims eiue von gediegenem Eisen, und auf dem
Adula giebtes Markasite, Krystalle, Amethiste u. f.w.
Das Land ist auch wohl bevölkert, und man kann die
Anzahl der Einwohner wahrscheinlicher Weise gegen
250000 schätzen, wovon zwey Drittel der reformir-
ten, und eilt Drittel der katholischen Religion zuge-
than sind.
Dieses Land war ehedem einTheil des alten Rha-
tiens, und stand unmittelbar unter dem teutschen
Reiche.